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Sonntag, 27. Oktober 2013

Was lese ich gerade?

Wo die wilden Kerle wohnen - Maurice Sendak (Diogenes-Verlag)

Worum geht es?
Max springt in der Wohnung herum, hat sich sein Wolfskostüm übergezogen und macht Unfug. Seine Mutter schimpft ihn „wilder Kerl“ und schickt ihn ohne Abendessen ins Bett, weil er ein wenig frech geworden ist. Sein  Zimmer verwandelt sich daraufhin in einen Wald. In einen großen, dichten, märchenhaften Wald. Er steigt in sein Segelboot und fährt zu den wilden Kerlen. Die großen wilden Kerle lassen sich von ihm zähmen und ernennen ihn zu ihrem König. Aber Max bekommt Heimweh und segelt zurück ... nach Hause. Wieder in seinem Zimmer angekommen ... gibt es eine wunderbare Überraschung. :)

Wie bin ich zu dem Buch gekommen?
Den gleichnamigen Film habe ich mir schon ca. 3x angesehen. Der kleine Max, der gegen seine seine Mutter rebelliert, als diese einen neuen Freund mit nach Hause bringt. Er flüchtet in eine Phantasiewelt, die von wilden, überdimensionalen Kreaturen bevölkert wird. Wunderschön anzusehen. Und da ich mir hab sagen lassen, dass die Zeichnungen im Buch noch phantastischer und anregender sind, habe ich nicht lange gezögert. 
Und es stimmt. Das Buch wurde vom Autor mit farbigen Federzeichnungen illustriert. Wunderschön anzusehen. Und 333 Wörter kann man getrost mal lesen ;).

Nicht nur für die Kleinen. Auch für Erwachsene.

Donnerstag, 7. März 2013

In der Kürze liegt die Würze...


Antonia Baum „Vollkommen leblos, bestenfalls tot“
 
Lieber zerstören als errichten. Die zuweilen verrückte Ich-Erzählerin dieses Kurzromans lebt von der Zerlegung jeglicher Personen, die ihre Welt betreten.  Aufgewachsen in einer Hausluft, die klebt wie grauer Kleister, durch den jedes Wort schwer und ewig fällt, krankt die Romanheldin an den Menschen dieser Welt. Ihre Beziehungen sind entweder leblos oder ein Missverständnis, der Körper randvoll vom Selbsthass, das Wesen trotzig, die Seele teilnahmslos. Werden ihr Schmerzen zugeführt, hält sie still. Alles Erlebte erscheint wie die Reaktion auf das Mysterium, wie ihre Eltern unbeschwert ihr Leben leben, während die Romanheldin beinahe zu zerbrechen droht.
 
Antonia Baum, „Vollkommen leblos, bestenfalls tot“, Hoffmann und Campe- Verlag, 239 Seiten
 
 
 
Sven Lager „Mein Sommer als Wal“
Der gescheiterte Student Matthias hat sich in Berlin beim Klauen erwischen lassen und büßt nun als Praktikant in Südafrika. Dienst an der Gesellschaft, heißt die Strafe. Ein Job auf Sylt wäre vielleicht ruhiger gewesen. Eine einsame Hütte, Vögel beobachten. Oder beim roten Kreuz in der Charité Blutbeutel beschriften. Aber nein. Matthias muss als Gärtner in einem deutschen Aussteigerdorf seine Strafe abarbeiten. Dort trifft er auf RAF-Aussteiger, Maoisten, Anthroposophen und betreut behinderte Menschen. Manchmal liegt er am Strand und zuckt lässig mit den Achseln, doch er kommt hier in Südafrika nicht zur Ruhe. Das Township geht in Flammen auf.
Das neue Südafrika ist kein Urlaubsparadies, es ist rau, geladen hier gärt es und das mag Matthias. Er verliebt sich in die junge, schwarze Zola, die von einem Leben in Berlin träumt. Schlecht, weil Matthias der ziellose „Deutschländer“ so gar keine Lust mehr auf schlechtes Wetter, Prenzlauer Berg und die Neonazis in Brandenburg hat.
 
Sven Lager, „Mein Sommer als Wal“, KIWI-Verlag, 256 Seiten


 
Lena Gorelik „Verliebt in Sankt Petersburg“
 
Russen kennen weder Russischbrot noch russisches Ei oder russischen Zupfkuchen. Und keiner ruft beim Zechen lauthals „na sdrowje“, die Sache ist nämlich die, dass es diesen Trinkspruch in Russland überhaupt nicht gibt. Diese und andere Wahnvorstellungen hat Lena Gorelik aus Sankt Petersburg mitgebracht.  Sie war dort, mit einem Kumpel mit dem Namen Jost, den die russische Verwandschaft sofort als Ehemann in spe akzeptierte. Ein Missverständnis, eines von vielen. Niemand spuckt tatsächlich über seine Schulter, um böse Flüche abzuwenden, was Jost freilich nicht wissen kann. Er versteht als Deutscher ebenso wenig, warum man keine Hotdogs vom Straßenstand kauft oder weshalb Dill in Russland alle anderen Gewürze ersetzt. Es bringt nichts einem Russen zu erklären, an was ein Vegetarier glaubt und sich im Auto anzuschnallen, gilt als die größte Beleidigung, die sie einem Fahrer antun können.
Lena Gorelik, „Verliebt in Sankt Petersburg“, SchirmerGraf-Verlag, 176 Seiten
 
 
Emma Donoghue „Raum“
Heute ist Jack fünf. Als er gestern im Schrank eingeschlafen ist, war er vier. Jack ist in Raum geboren und lebt seitdem hier mit seiner Mutter. Isst, spielt und schläft hier. Raum hat eine immer verschlossene Tür, Oberlicht und misst vier mal vier Meter. Jack liebt es fernzusehen, denn da sieht er seine Freunde, die Cartoonfiguren. Eines Tages erklärt ihm seine Mutter, dass es doch eine Welt da draußen gibt und dass sie versuchen müssen, aus Raum zu fliehen.
Emma Donoghue, „Raum“, Piper-Verlag, 416 Seiten
 
 
Amanda Sthers „Die Geisterstrasse“
 
Die junge Afghanin Naema ist schwanger. Sie weiß genau, dass dies ihr Todesurteil ist. Die Taliban sind zwar fort, der amerikanische Reporter, mit dem sie in einer Bombennacht zusammengekommen ist, aber auch. Und die Ehre ihrer Brüder bedeutet ihr alles. Hilfe sucht sie bei den zwei Juden, die noch in Kabul leben. Für die beiden kauzigen alten Männer, die sich den lieben langen Tag in den Haaren liegen, verändert diese Begegnung alles.
Amanda Sthers, „Die Geisterstrasse“, Luchterhand-verlag, 220 Seiten
 
 
Tony Parsons „Als wir unsterblich waren“
London, 16. August 1977. Der „King“ ist tot- God save the Queen. Erzählt wird die Geschichte jener Nacht, in der Elvis stirbt und Sex Pistol Jonny Rotten der musikalische Herrscher des Vereinigten Königreichs ist. Und erzählt wird die Geschichte von Ray, Leon und Terry, der imaginären Pop-Zeitschrift „The Paper“, die diese intensive Nacht zwar gemeinsam, aber doch völlig unterschiedlich erleben.
Tony Parsons, „Als wir unsterblich waren“, Blumenbar-Verlag, 430 Seiten

Dienstag, 2. August 2011

In der Kürze liegt die Würze...

Heute gibt es wieder kurze, knackige Buchvorstellungen. Für den ein oder anderen eine willkommene Abwechslung oder der perfekte Zeitvertreib für verregnetes Urlaubswetter...

Guy de Maupassant: Bel-Ami, Manesse, 424 S.
"Bel-Ami" ist ein zeitloser Roman mit autobiographischen Zügen. Beschrieben wird die Karriere eines Pariser Emporkömmlings, der es vom Tagedieb bis zum Anwärter auf einen Ministerposten schafft. Talente kann er nicht vorweisen, einzig und allein sein gutes Aussehen. Georges Duroy schläft sich nach oben und verbessert seine gesellschaftliche Stellung nach und nach durch geschickt gewählte Beziehungen und Ehen. Der anfangs so sympathische Loser ändert seinen Charakter mit jeder Frau, die seinen Weg kreuzt, bis der Leser sich nicht mehr mit ihm identifizieren möchte. 
Duroy ist widersprüchlich, komplex und nicht leicht zu verurteilen. Denn zwischendurch empfindet er echte Liebe. 

Mark Z. Danielewski: Das Haus. House of Leaves, Klett-Cotta, 800 S.
Will Navidsons neues Haus ist innen acht Millimeter breiter als außen. Rein mathematisch eigentlich unmöglich! Doch sein Lasermessgerät gibt ihm recht, dass an seinem neues Haus etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. An der Außenwand öffnet sich bald ein Korridor, der vom Garten aus gesehen nicht existiert, von innen aber in ein lichtloses eiskaltes Labyrinth unermesslicher Ausdehnung und mit sich immer wieder verschiebenden Räumen führt.
Navidson schnappt sich seine Kamera und steigt mit einem Expeditionsteam in diesen unlogischen Abgrund hinab.
Es gibt tausend Türen, die in dieses Haus hineinführen...aber gibt es auch Ausgänge?

Die besten Grüße
euer Fräulein S.

Montag, 27. Juni 2011

In der Kürze liegt die Würze...

Meist ist doch eine knappe Darstellung wesentlich treffender, als eine ausführliche. Und wer will sich bei diesen Temperaturen schon mit endlos langwierigen und überintellektuellen Rezensionen befassen. Kurz und knapp soll es sein, eine kleine Hilfestellung - Lesestoff für das nächste Wiesen- und Cafésetting.

Der Roman erzählt von einem Tag der Freiheit im Leben des William Heller. William Heller, der sich selbst "Lowboy" nennt ist 16, schizophren und ohne seine Medikamente aus der Nervenheilanstalt ausgebrochen. Während er mit der U-Bahn durch New York kreuzt, fühlt er so etwas wie Glück in sich aufsteigen. William hat eine Mission. Er will die Welt retten (an einem einzigen Tag). Er ist überzeugt davon, dass die Welt in wenigen Stunden untergehen wird. Er will den Klimawandel stoppen, indem er geheime Botschaften befolgt, die schubweise sein Gehirn fluten. Williams Odyssee durch das U-Bahn-System wechselt sich ab mit der Schilderung dessen, was hoch oben geschieht, im Tageslicht. "Retter der Welt" konnte man als einen Wettlauf zwischen der mütterlichen Welt des Tageslichts und der vaterlosen Kälte der ewigen Nacht ansehen. Und allmählich entwickelt sich alles zu einer mysteriösen Reise zu den verdrängten Ängsten Amerikas.

John Wray, Retter der Welt, Rowohlt Verlag

Eine Stadt, die dem Februar den Krieg erklärt. Das klingt eigenartig, ja - aber es ist im besten Sinne. Der Februar lässt Kinder verschwinden, das Fliegen verbieten und alle Einwohner mit düsterer Traurigkeit beschatten. Der Wechsel der Jahreszeiten ist außer Kraft gesetzt. 
Surrealistisch, poetisch, schön und schräg. Thaddeus und der Februar ist ein zeitloses Märchen, wie Alice im Wunderland eines ist. Es ist eine Geschichte, die den Leser bei den Sehnsüchten packt und bei den Ängsten.

Shane Jones, Thaddeus und der Februar, Eichhorn Verlag


Für wen heute nichts dabei war, der soll sich nicht grämen. In den nächsten Tage gibt es weitere kurz-und-knapp Vorstellung - und sicherlich ist dann etwas für den Einen oder Anderen dabei...

In diesem Sinne, die besten Grüße
euer Fräulein S.