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Freitag, 31. Januar 2014

Buch der Woche

Der Hundertjährige der aus dem Fenster sieg und verschwand
Jonas Jonasson


In den 1970er-Jahren dachte man, dass Alterungsprozesse und das erreichbare Lebensalter im Wesentlichen genetisch festgelegt sind. Ob man lange rüstig und aktiv sein kann oder schnell degeneriert, wäre demnach eine Frage der Gene – und damit Schicksal. Diese Ansicht hat sich deutlich verändert. Heute gehen die Wissenschaftler davon aus, dass sich nur rund 30 Prozent des Alterungsprozesses auf genetische Faktoren zurückführen lassen. 70 Prozent werden indes durch unsere Lebensweise beeinflusst. Dazu passt die Beobachtung von der japanischen Insel Okinawa. Dort werden die Menschen so alt wie sonst nirgendwo auf der Welt. Man hat festgestellt, dass die Menschen auf Okinawa von Kindesbeinen an lernen, sich niemals zu überessen. Es bleiben immer rund 30 Prozent des Magens ungefüllt. Die Art der Ernährung scheint also ein wesentlicher Aspekt dieses Älterwerdens zu sein. Entscheidend ist aber die Botschaft: Es liegt durch unsere Lebensweise zum größten Teil in unserer eigenen Hand, wie wir älter werden.

Fünf Dinge sind wirklich essenziell für ein langes und gesundes Leben: Ernährung,  Bewegung, Regeneration, Entgiftung sowie insbesondere Stressmanagement und Lebensfreude.

Da hat Allen Karlsson anscheinend alles richtig gemacht.

Allan Karlsson ist die Hauptperson in Jonas Jonasson`s Roman „Der Hundertjährige der aus dem Fenster stieg und verschwand“. Allen Karlsson blickt auf ein sehr ereignisreiches Leben zurück. Er ist weit herum gekommen in der Welt, hat, obwohl gar nicht an Politik interessiert, einige wichtige politische Persönlichkeiten getroffen. Doch jetzt soll er seinen 100. Geburtstag im Altersheim verbringen, wo allerlei merkwürdige Verbote gelten. Da Allan sich allerdings sowohl körperlich als auch geistig noch recht fit und gar keine Lust auf die Geburtstagsparty hat, steigt er kurzerhand aus seinem Fenster und macht sich auf den Weg zu Bahnhof. Dort stielt er einem jungen Mann seinen Koffer, der ganz zufällig keine Wechselkleidung, sondern 50 Millionen illegales Geld, enthält. Mit seinen neu gewonnen Freunden stürzt Allan sich in ein Abenteuer.

Der Roman spielt in der Gegenwart, springt jedoch immer wieder in die Vergangenheit zurück und schildert chronologisch Allans bisheriges Leben.

Allen Karlsson der Jahrhundertzeugen, der wider Willen in sämtliche wichtigen politischen Ereignisse verwickelt wird und es dennoch schafft, sich aus allem herauszuhalten, kann vielen gewissenhaft rezensierten Werken der Gegenwartsliteratur das Wasser reichen - oder besser: den Wodka.

Denn wie man es bei einem so durch und durch schwedischen Epos erwarten darf, wird hier ordentlich getrunken und gern darüber geredet. Vor Leuten, die nicht trinken, solle er sich in Acht nehmen, hat der Romanheld Allan Karlsson von seinem Vater gelernt, der in Russland vom Sozialisten zum Zarenverehrer mutierte und bei der Verteidigung seines zehn Quadratmeter großen, zur "unabhängigen Republik" erklärten Privatgrundstücks von Lenins Soldaten erschossen wurde. Dieser Lebenslauf en miniature bildet das Prinzip der gesamten Erzählung ab: Ideologien werden als lächerliche Konstrukte entlarvt, und die Tragik des kleinen Mannes wird mit der Komik des weltpolitischen Geschehens verflochten. Als Lebensmotto taugt, wie sich herausstellt, einzig der Satz, den Allans Mutter sprach, als sie vom Tod ihres Gatten erfuhr: "Es ist, wie es ist, und es kommt, wie es kommt." Das heißt freilich nicht, dass das, was ist und was kommt, keinen Spaß machen darf.

Der Schreibstil des Romans ist sehr locker gehalten und mit Witz geschrieben. Während des Lesens musste ich viel lachen und schmunzeln. Die Mischung aus Gegenwart und Vergangenheit finde ich sehr passend. Somit bekommt man einen Überblick über wichtige Krisen der letzten hundert Jahre, die allerdings übertrieben dargestellt sind.

Ein gelungenes Buch.

Der Hundertjährige der aus dem Fenster stieg und verschwand, Jonas Jonasson, 416 Seiten, carl's books- Verlag, ISBN-10: 3570585018

Donnerstag, 23. Januar 2014

Buch der Woche

Ente, Tod und Tulpe
Wolf Erlbruch

Ein Thema das in unserer westlichen Kultur angstbesetzt ist. Der Tod.
 
Irgendwann stellt jedoch jedes Kind die Frage nach dem Tod. Ganz unbefangen. Ebenso wie Kinder das Leben neugierig entdecken, stoßen sie auf das Sterben und erwarten und benötigen ehrliche Antworten. Alle Eltern wissen das und haben selten eine unbefangene Antwort parat. Dass es nicht immer leicht ist, sich diesen Fragen in einem Bereich, der uns selbst verunsichert und an Grenzen stoßen lässt, zu stellen, ist verständlich. Um Kinder mit ihren Fragen und ihrer Trauer jedoch nicht allein zu lassen, ist es umso wichtiger, auf diese einzugehen, Gefühle (mit-)zuteilen und zu begleiten.
 
In Wolf Erlbruchs "Ente, Tod und Tulpe" ist der Tod ein leichtfüßiger Begleiter, schon immer da, man merkt's nur nicht und eine hervorragende Lektüre, um sich dem Thema anzunähern. Wolf Erlbruch erzählt eine Geschichte vom Sterben, die für Kinder und Erwachsene je eigene Rezeptionsmöglichkeiten bereithält. Es wird eine einfache, auf zwei Figuren reduzierte Geschichte erzählt.
 
Eines Tages merkt die Ente, dass sie nicht allein ist: der Tod ist bei ihr. Er folgt ihr auf Schritt und Tritt, er behauptet sogar, schon ihr ganzes Leben bei ihr zu sein. Die Ente bekommt gehörigen Schreck. Aber dann spricht sie mit dem Tod, er erklärt ihr, wer er ist, und es stellt sich heraus: eigentlich ist er ganz nett. Er kommt auch nicht, um sie tot zu machen, denn „dafür sorgt schon das Leben“. Die beiden tun zusammen Entendinge, sie schwimmen, wärmen sich nachts und unterhalten sich darüber, wie die Ente sich das Totsein vorstellt. Und sie machen noch etwas Aufregendes. Und schließlich endet es, wie es enden muss, wenn der Tod einen schon eine Weile begleitet. Aber irgendwie ist das nicht mehr so schlimm.
 
Das Buch gibt keine Antworten und stellt keine Behauptungen auf, es folgt keiner Religion und fabuliert nicht irgendwelche Tröstlichkeiten herbei. Wir wissen hinterher immer noch nicht, ob die Ente in einen Entenhimmel kommt oder was mit ihr passiert. Aber der Tod ist der Ente zu einem Freund geworden, er ist die ganze Zeit bei ihr, er begleitet sie, spricht mit ihr, er hat sogar Humor, und am Ende schenkt er ihr seine Tulpe – die außer im Titel übrigens ausschließlich auf einigen Bildern auftaucht. Im Text wird sie kein einziges Mal erwähnt. Und die Bilder von Wolf Erlbruch sind mal wieder, wie die Bilder von Wolf Erlbruch eben sind: schlicht und wunderschön und irgendwie berührend.
 
Für Kinder werden die Ente und der Tod Freunde, die sich über das Sterben unterhalten und sich umeinander kümmern. Werden Kinder die bildliche Darstellung des Todes merkwürdig finden? Vermutlich nicht, denn der Tod ist kein Sensenmann, keine gruselige Kapuzengestalt. Der Tod, ein freundlicher Schädel, trägt einen hochgeschlossenen beige-karierten Mantel, der fast ein wenig an einen Schlafrock erinnert, und ein Paar dunkle Pantoffeln und Handschuhe. Außerdem hat er stets eine schwarze Tulpe dabei.
 
Kinder werden fragen, weil sie möglicherweise Sätze wörtlich nehmen: kann der Tod schleichen? Wieso hat die Ente ihn nicht gesehen, wenn er immer da war? Erwachsene verstehen die Bilder, die Erlbruch gefunden hat: der Tod ist nicht größer als die Ente, er passt zu ihr, er ist ihr Tod. Erwachsene die sich immer öfter bei Beerdigungen treffen, wissen plötzlich, das der Tod ihnen näher rückt, und auch für die nicht fassbare Vorstellung, dass die Welt für uns nur da ist, weil wir da sind, gibt es ein Bild: als die Ente ihren Teich von oben sieht, wird ihr ganz komisch, so ist er also, der Teich ohne Ente, einsam. Wenn die Ente zum Schluss den Tod bittet, sie zu wärmen, ihren Tod annimmt, lässt uns das innehalten – und dann blättert man von vorn.
 
Großartig, wie Erlbruch mit minimalen Änderungen in der Haltung und Mimik der Ente ihre Stimmungen sichtbar macht, fröhlich, nachdenklich, schnattrig, verwirrt. Toll die Konzentration auf Ente und Tod. Ein sehr gelungenes Buch.
 
Zum Autor:
Wolf Erlbruch, geboren 1948, studierte Grafik-Design und war als Illustrator in der Werbebranche tätig, bevor er Ende der 80er Jahre begann, Kinderbücher zu schreiben und zu illustrieren. Er ist Professor an der Bergischen Universität Wuppertal. Neben zahlreichen Auszeichnungen erhielt Wolf Erlbruch 2003 den Gutenbergpreis der Stadt Leipzig für sein Gesamtwerk und den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises. Im Peter Hammer Verlag erschienen u.a.: „Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“
Ente, Tod und Tulpe, im Kunstmann Verlag 2010 erschienen.
 

Donnerstag, 7. November 2013

Buch der Woche


Ein philosophischer Gedanke für jeden Tag
Janine Casevecchie


Ein kleines geschmackvoll illustriertes Buch, namens „Ein philosophischer Gedanke für jeden Tag“. Es eignet sich hervorragend als Geschenk oder zum täglichen selberlesen.
 
Vielleicht wollt ihr aus dem stressigen Alltagsgewusel raus, der Routinespirale entfliehen, dann sollte ab heute oder morgen zu Beginn jeden Tages ein philosophischer Gedanke stehen. In diesem Buch findet ihr 365 philosophische Miniaturen, Weisheiten berühmter Dichter und Denker, wie Camus, Platon, Dostojewski, Nietzsche oder Hesse. Eine Fülle von geistreichen Anregungen eröffnet neue Sichtweisen, hilft den Alltag ein wenig leichter zu nehmen und lädt ein zum Blättern und Nachdenken.
 
Erschienen ist das kleine Buch 2010 im Knesebeck-Verlag und ist und bleibt zeitlos. Die Zitate verlieren nicht ihre Gültigkeit und die Seitenlayout-Gestaltung kann auch noch in den nächsten 10 Jahren mithalten.
 
Kurze und kurzweilige Gedankenreisen ins Reich der Philosophie.
 
Ich habe kein wirkliches Lieblingszitat, aber einige Favoriten:
Hoffnung ist die Verwechslung des Wunsches einer Begebenheit mit ihrer Wahrscheinlichkeit. (Schopenhauer, Arthur)
 
Zwischen zu früh und zu spät liegt immer nur ein Augenblick. (Franz Werfel)
 
Der Mensch ist das einzige Wesen, das nicht sein will was es ist. (Albert Camus)
 
 
Ein philosophischer Gedanke für jeden Tag, Janine Casevecchie, 384 Seiten- mit 380 Illustrationen, Erschienen: 10.2010, 14,95 € Knesebeck, ISBN-978-3-86873-181-1

Mittwoch, 30. Oktober 2013

Was lese ich gerade?

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand - Jonas Jonasson
 

Worum geht´s?
Der Jubiliar Allan Karlson büchst an seinem 100.Geburtstagstag aus. Er steigt kurzerhand aus dem Fenster des Altenheims und macht sich auf den Weg. Wohin, das weiß er selber nicht. Und dann kommt eins zum anderen. Ein alter Mann auf der Fluch, tödliche Unfälle und ein Elefant.
 
Und nebenbei erfährt der Leser die irrwitzige Lebensgeschichte eines Mannes, der sich nicht für Politik interessiert, aber in den letzten hundert Jahren trotzdem immer in die großen historischen Ereignisse verwickelt war.
 
Wie bin ich zu dem Buch gekommen?
Davon gehört und neugierig geworden... 

Dienstag, 29. Oktober 2013

Buch der Woche

Im Stein
Clemens Meyer
 

Clemens Meyers neuer Roman ist ein 560 Seiten Klotz und man möge sich bitte nicht von der Seitenzahl abschrecken lassen und sich auf Grund dessen dagegen entscheiden.  „Im Stein“ ist ein Buch über unser Land, die Stadt Leipzig (auch wenn dies namentlich kein einziges Mal erwähnt wird), über die unsichtbare Gegenwart.
 
Es dreht sich alles um Prostituierte, Luden, Wohnungsvermieter, Kunden, Kinder, Hells Angels und Könige der Nacht. Clemens Meyer schreibt über ein Tabuthema, in der sich viele Menschen bewegen, ohne darüber zu sprechen.
 
Im Zentrum stehen die Frauen, die Prostituierten, die keinesfalls als Opfer dastehen. Sie wägen in inneren Monologen, in Selbstgesprächen das Für und Wider ab, verdammen sie, reden sie schön und stellen die Tätigkeiten in jeder Einzelheit dar.  Doch Vorsicht!  Hier werden keine Männerfantasien bedient oder der Akt an sich gar romantisiert. Hier werden Tatsachen beschrieben.
 
In 22 Kapiteln, wechselt pausenlos die Zeit, Szenerien und Figuren. Zeitlich bewegen wir uns und springen auf einer Zeitschiene die von den Neunzigern in die frühen Nullerjahre reicht. Clemens Meyer beleuchtet die Moral der Sexindustrie, die Aufteilung des Marktes in den neuen Bundeländern und der Stadt Leipzig. Aus dem Osten Europas strömen Sexarbeiterinnen nach Sachsen und Sachsen-Anhalt bis nach Brandenburg, aus dem Westen rücken Bordellbonzen an. Der Aufbau Ost auf die harte Tour.  Und immer wieder driftet das Geschehen auch ins Fantastische, Traum-, Albtraum- und Science-Fiction-Hafte.
 
Eine auch sehr wichtige und immer wiederkehrende Romanfigur ist Arnold Kraushaar, der über ein kleines Imperium von Prostituierten-Apartment herrscht. Er kassiert einige Hunderte dieser Wohnungen in seiner Stadt ab, geht noch mal zur Uni und erleidet einige Blessuren bei verteilungskämpfen im Milieu.
 
Clemen Meyer hat für diesen Roman viel recherchiert, so dass „Im Stein“ letztendlich überzeugend, präzise, umfassend und authentisch herüberkommt. Man glaubt im Zentrum des Geschehens zu sein, wenn Clemens Meyer das Prostitutionsmilieu  abbildet und beschreibt. Die unterschiedlichen Arbeitsplätze (Straße, Club, Wohnwagen, Container, Laufhäuser, Wohnungen), die Gruppierungen und Organisationen, das 2002 verabschiedete Prostitutionsgesetzt – wirkt, als wäre Clemens Meyer in der beschriebenen Welt aufgewachsen. Es ist verrückt und unheimlich, wie gut er sich in dieser Welt auszukennen scheint.
 
Was stimmt denn nun überhaupt in dieser Welt. Das Gewöhnliche ist phantastisch in diesem Roman und das Phantastische gewöhnlich, schmierig und gemein. Es geht um unsere Welt, den unsichtbaren Teil davon.
 
 
Zum Autor:
Clemens Meyer wurde am 1977 in Halle an der Saale geboren und aufgewachsen ist er in Leipzig. 1996 machte er das Abitur. Im Anschluss war er als Bauhelfer, Möbelträger und Wachmann tätig. Von 1998 bis 2003 studierte Clemens Meyer am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Das Studium finanzierte er sich selbst.  2001 erhielt Clemens Meyer für seine Erzählung „Kinderspiele“ den 1. Preis des MDR-Literaturwettbewerbs. In „Kinderspiele“ erzählt Meyer die Geschichte einer zerstörten Kindheit, die von Alkohol, Gewalt und Diebstählen geprägt ist. Die überarbeitete Fassung des Textes bildet das erste Kapitel seines Debütromans „Als wir träumten“, den er als Diplomarbeit am Deutschen Literaturinstitut einreichte.
2006 erschien im Fischer Verlag sein autobiographischer Debütroman „Als wir träumten“, an dem Meyer mehr als sechs Jahre gearbeitet hat. Für seinen im Jahr 2008 erschienenen Kurzgeschichten-Band "Die Nacht, die Lichter" hat Clemens Meyer den Preis der Leipziger Buchmesse für Belletristik bekommen. "Gewalten" spielen eine Rolle im 2010 erschienen Tagebuch von Clemens. Mit seinem 2013 erschienenen Roman "Im Stein" wurde Clemens Meyer für den Deutschen Buchpreis nominiert.
Im Stein, Clemens Meyer, S. Fischer Verlag, 560 Seiten, 22,99 €, ISBN: 978-3-10-048602-8

Sonntag, 27. Oktober 2013

Was lese ich gerade?

Wo die wilden Kerle wohnen - Maurice Sendak (Diogenes-Verlag)

Worum geht es?
Max springt in der Wohnung herum, hat sich sein Wolfskostüm übergezogen und macht Unfug. Seine Mutter schimpft ihn „wilder Kerl“ und schickt ihn ohne Abendessen ins Bett, weil er ein wenig frech geworden ist. Sein  Zimmer verwandelt sich daraufhin in einen Wald. In einen großen, dichten, märchenhaften Wald. Er steigt in sein Segelboot und fährt zu den wilden Kerlen. Die großen wilden Kerle lassen sich von ihm zähmen und ernennen ihn zu ihrem König. Aber Max bekommt Heimweh und segelt zurück ... nach Hause. Wieder in seinem Zimmer angekommen ... gibt es eine wunderbare Überraschung. :)

Wie bin ich zu dem Buch gekommen?
Den gleichnamigen Film habe ich mir schon ca. 3x angesehen. Der kleine Max, der gegen seine seine Mutter rebelliert, als diese einen neuen Freund mit nach Hause bringt. Er flüchtet in eine Phantasiewelt, die von wilden, überdimensionalen Kreaturen bevölkert wird. Wunderschön anzusehen. Und da ich mir hab sagen lassen, dass die Zeichnungen im Buch noch phantastischer und anregender sind, habe ich nicht lange gezögert. 
Und es stimmt. Das Buch wurde vom Autor mit farbigen Federzeichnungen illustriert. Wunderschön anzusehen. Und 333 Wörter kann man getrost mal lesen ;).

Nicht nur für die Kleinen. Auch für Erwachsene.

Dienstag, 22. Oktober 2013

Buch der Woche

Die Sonnenposition
Marion Poschmann
 

Marion Poschmann schreibt sowohl Gedichte als auch Prosa. In ihrem Roman Die Sonnenposition lässt sie Alfried Janich die Bühne betreten. Janich, den Ich-Erzähler, hat es beruflich aus Westdeutschland in die Mark Brandenburg verschlagen, in ein heruntergekommenes Barockschloss, in dem eine psychiatrische Klinik untergebracht ist. Alfried Janich ist Psychiater.
 
Die Sonnenposition ist ein Buch der Gegensätze, der Leser pendelt zwischen Tag und Nacht, hell und dunkel, krank und gesund und  Leben und Tod.  Mit dem Tod des langjährigen Freundes Odilo, beginnt Alfried Janich zu erzählen, in Rückblenden, Krankheitsgeschichten der Patienten, Reflexionen und Beobachtungen. Brücken werden geschlagen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Wahn und Wirklichkeit, Familiengeheimnissen und deutscher Vergangenheit.
 
 
Alfried glaubt, für die Patienten die Sonnenposition einnehmen zu müssen, ihnen Orientierung und Trost zu geben. Paradoxerweise hat man aber als Leser das Gefühl, dass Alfried der Ziel-und Planlose ist, dem ein Fels in der Brandung beiseite gestellt werden müsste. Er rast in den Nächten Erlkönigen hinterher, versucht die Beziehung zu seiner Schwester zu analysieren und den Geheimnissen auf die Spur zu kommen und fragt sich letztendlich, weshalb er seinem (toten) Freund Odilo so verfallen ist. Wer braucht hier wen und weshalb?
 
Quintessenz des Romans ist, dass sich verlorene Zeit nicht wiedergewinnen lässt. Es ist ein Tag-Nacht-Roman, in dessen Zentrum drei nachtaktive Menschen stehen: der Psychiater Altfried, seine Schwester Mila und sein Freund, der Biologe Odilo, den beide Geschwister unglücklich lieben.
 
Marion Poschmanns lange erwartete neue Prosa ist ein Buch über Deutschland aus der Sicht der Kriegsenkel. Ein Roman über die Macht der Zeit, über Erinnerung und zeitlose Verbundenheit. Ein Roman über fragile Identitäten, über den schönen Schein und die Suche nach dem inneren Licht – funkelnd, glasklar und von subtiler Spannung.
 
Zu Autorin:
Marion Poschmann wurde 1969 in Essen geboren. Sie wuchs in Mülheim an der Ruhr und in Essen auf. 1989 bis 1995 studierte sie Germanistik, Philosophie und Slawistik, zunächst in Bonn und ab 1992 in Berlin, 1994 außerdem Szenisches Schreiben an der Berliner Hochschule der Künste. 1997 bis 2003 unterrichtete sie Deutsch im Rahmen des deutsch-polnischen Grundschulprojekts Spotkanie heißt Begegnung. Sie lebt als freie Schriftstellerin in Berlin und ist Mitglied im P.E.N. (Poeten, Essayisten, Romanciers), eine internationale Schriftstellervereinigung.
Die Sonnenposition, Marion Poschmann,  Suhrkamp Verlag; Auflage: 1/18. August 2013,  337 S., ISBN-13: 978-3518424018

Montag, 21. Oktober 2013

Vorhersage - al dente 22.10.2013

 

In der Oktoberausgabe wird es brisant. Vorgestellt werden Clemens Meyers neuer Roman "Im Stein", William Somerset Maughams "Auf Messers Schneide" und 365 philosophische Miniaturen.
 



 
 
Schaltet ein, wenn es am 22.10.2013 um 18:00 Uhr heißt: "Willkommen zu al dente...".

Donnerstag, 3. Oktober 2013

Spieltrieb...Juli Zeh der Film

Und wieder einmal wird ein Roman verfilmt. Spieltrieb, der Roman von Juli Zeh. Regisseur Gregor Schnitzler ("Die Wolke", "Soloalbum")  bringt den Film ab Oktober in die Kinos und hier gibt es den ersten Trailer zu sehen.

 


Worum geht´s?
Tief im Westen der Republik in unseren Tagen, an einem Bonner Gymnasium, entwickelt sich die atemberaubende Geschichte einer obsessiven Abhängigkeit zwischen einer Schülerin und einem Schüler, Ada und Alev, aus der sich erst die Bereitschaft, dann der Zwang zu Taten ergibt, die alle Grenzen der Moral, des menschlichen Mitgefühls und des vorhersehbaren Verhaltens überschreiten. Die beiden jungen Menschen wählen sich ihren Lehrer Smutek als Ziel einer ausgeklügelten Erpressung. Es beginnt ein perfides Spiel. Ganz ruhig fängt das alles an...doch das wird sich ändern ...







Montag, 30. September 2013

Buch der Woche


Tannöd
Andrea Maria Schenkel
 
Ein Sechsfachmord auf dem Einödhof Tannöd, Mitte der 50er Jahre. Zusammengeschrieben und komprimiert hat den Ramona die deutsche Autorin Andrea Maria Schenkel, die dafür 2007 den Deutschen Krimipreis erhielt.
 
Es dreht sich alles um einen Mordhof, einsam gelegen in Tannöd. Eine ganze Familie wird in einer Nacht ausgelöscht und im Dorf geht die Angst noch immer um, denn vom Mörder fehlt jede Spur. 4 Tage bleibt der Sechsfachmord unentdeckt. Erst als ein Mechaniker mehrere Stunden einen Motor am Hof repariert, ohne einen Menschen zu sehen, beschließen er und die Männer aus dem Nachbardorf, der Sache auf den Grund zu gehen. Da alle Türen verriegelt sind, brechen sie die Stalltüren auf und betreten einen rätselhaften Tatort.
In 36 kurzen Abschnitten werden die Perspektiven der Opfer, der Ortsansässigen und des Täters miteinander verknüpft. Stilistisch gesehen, handelt es sich bei den Abschnitten um teils kurze Erzählpassagen, größtenteils jedoch isolierte Zeugenaussagen, die sich erst nach und nach zu einem Gesamtbild zusammenfügen.
 
Der Hintergrund beziehungsweise die Vorlage für den Ramon, sind Details eines Mordes, der sich 1922 auf dem nicht mehr existenten oberbayrischen Einödhof Hinterkaifeck ereignete.
 
Die Morde in Hinterkaifeck bilden die reale Vorlage zur Erzählung „Tannöd“. Eine Auflösung des realen Falls in Hinterkaifreck gibt es nicht. Erst 1955 wurde die Polizeiakte geschlossen, ohne dass die Ermittler einen Täter hätten finden können.
 
Und auch weiterhin beschäftigen sich Menschen mit dem Verbrechen. Eine Abschlussklasse der Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck etwa oder eine selbsternannte „Soko Hinterkaifeck“, die sich im Internet rege diskutiert.
 
Tannöd, Andrea Maria Schenkel, Nautilus, 125 Seiten, ISBN: 978-3-89401-479-7

Donnerstag, 26. September 2013

Durchgefallen - Timur Vermes "Er ist wieder da"



Er ist wieder da, dass ist der Debütroman des Journalisten und Schriftstellers Timur Vermes. Der Roman erschien 2012 beim Kölner Eichborn Verlag und ist eine Satire, in der Adolf Hitler im Jahre 2011 mitten in Berlin wieder ins geschäftige Leben zurückkehrt und für Gesprächsstoff sorgt. Satire - so wirbt der Verlag bzw. einige Literaturkritiker.
 
 
 
 
Worum geht es genau?
Es beginnt damit, dass Adolf mitten in Berlin auf einer Wiese erwacht und verwirrt und orientierungslos immer noch glaubt, dass Krieg herrsche. Relativ schnell stellt er fest, dass er sich im Jahr 2011 aufhält und einen unerklärlichen Zeitsprung vollzogen hat. An einem Kiosk kommt er mit dem Inhaber ins Gespräch und dann nimmt alles seinen Lauf....
Der Kioskbesitzer glaubt, dass er einen Schauspieler vor sich habe, einen ähnlichen wie Stromberg und greift ihm erst einmal hilfreich unter die Arme. Versorgt ihn mit Kleidung, besorgt ihm eine Unterkunft und macht Adolf mit zwei Mitarbeitern der Agentur Flashlights bekannt. Adolf wird für eine Comedy-Show engagiert. Wo auch immer sich der Ich-Erzähler, der Protagonist Adolf aufhält, spult er seine Propaganda ab und zieht sie durch. Sein Publikum, die Mitarbeiter von Flahlights sind jedoch so unreflektiert, um zu begreifen und zu erkennen, dass Adolf keinen Spaß macht und seine unpassenden Äußerungen tatsächlich todernst so meint und so auch vertritt.  
Adolf lernt im Laufe der Story mit Internet, Fernsehen und Telefon (Smartphone) umzugehen und glaubt von Anbeginn an den großen Sieg.
Letztlich bekommt er einen Personalausweis, ein amtliches Dokument seiner Existenz, bezieht eine Wohnung im Prenzlauer Berg, wird verhauen und will ein Buch schreiben. Und, und, und.
 
Meine Wahrnehmung, meine Meinung zu diesem Buch ist ambivalent. Das Buch wurde enorm gefeiert und gepriesen. Und auch aus diesem Grunde, wollte ich mir auch ein Urteil darüber bilden. Ich persönlich finde den Umgang mit der Hauptfigur sehr schwierig und unangemessen. Der Protagonist wirkt wie ein Kasper. Timur Vermes lässt sich dazu hinreißen, Adolf Hitler als lustigen Gesellen darzustellen und das wirkt letztendlich verharmlosend und entspricht nicht der historischen Vergangenheit. Das Buch brüstet sich unter der Überschrift "Klamauk", der allein darauf basiert, dass der Führer sein Vokabular auf unser Hier und Jetzt anwendet.
 
Zeitweise wird es recht gruselig, wenn seitenlange Monologe der Hauptfigur gelesen werden müssen und sollen, um mit dem Buch voranzukommen. Themen sind seine Propaganda und Weltansicht anno 1933-42. Er ist wieder da soll Satire sein. Für mich läuft der Roman aber Gefahr, die geschichtlichen Fakten verblassen zu lassen und zu verharmlosen.

Dienstag, 24. September 2013

Was lese ich gerade?

Clemens Meyer "Im Stein"
 
"Clemens Meyer"/ Herbert Volkmann
Worum geht´s?
Clemens Meyer schreibt in seinem großen Roman von den Menschen, den Nachtgestalten, von ihrem Aufstieg und Fall, vom Schmutz der Straße und dem Fluss des Geldes. Prostituierte, Engel und Geschäftsmänner kämpfen um Geld und Macht und ihre Träume.

Wie bin ich darauf gekommen?
Ohne Frage, zähle ich mich zum größten Clemens Meyer-Fan schlechthin. Deshalb musste ich auch nicht lang überlegen, als durch Funk und Presse die Nachricht ging, dass Clemens Meyer seinen neuen Roman Im Stein veröffentlicht hat.
 
 
 
 
 

Donnerstag, 19. September 2013

Tatjana Soskovic ...die Zweite...

Ich hatte euch vor ein paar Wochen von meiner Entdeckung in einer Dokumentation erzählt. Tatjana Soskivic, die Raverin, die allem den Rücken kehrte und Autorin wurde.
 
Sehr erfreut bin ich darüber, dass die zwei bestellten Bücher angekommen sind.Was sich inhaltlich abspielt, kann ich euch noch nicht sagen. Aber auf jeden Fall werden die beiden Heftchen dieses Jahr noch gelesen und hier vorgestellt.
 

Mittwoch, 18. September 2013

Buch der Woche

Das grössere Glück
Richard Powers
 
Sind wir unseres Glückes eigener Schmied und können unser Leben selbst vervollkommnen, oder ist doch allein die Biochemie am Werk? Das Streben nach Glück ist das zentrale Element im Leben eines jeden - die amerikanische Unabhängigkeitserklärung fixiert es gar als humanes Grundrecht. Was können wir tun, um diesem Lebensziel ein Stück näher zu kommen? Philosophen, Psychologen und viele andere versuchen sich an Antworten.
 
 
Das Streben nach Glück ist so alt wie die Menschheit. Schon der römische Dichter und Staatsmann Seneca sagte im ersten Jahrhundert: wir alle Streben nach Glück und einem erfüllten Leben. Auch Aristoteles betrieb  Glücksforschung und  in unserer heutigen Zeit tun es vor allem Genomforscher.
 
Anfang des Jahres 2009 sorgten britische Wissenschaftler für Wirbel, als sie aufs Neue das „Glücksgen“ entdeckt haben wollten. Das Glücksgen 5-HTTLPR. Wer eine bestimmte Form des Gens 5-HTTLPR in sich trägt, sollte mehreren Studien zufolge eher dazu neigen, die guten Seiten im Leben zu sehen und unter Stress ausgeglichener zu bleiben – Träger anderer Erbgutvarianten seien dagegen anfälliger für Depressionen. Doch amerikanische Wissenschaftler konnten Ende 2009 in der bisher größten Analyse diesen Zusammenhang nicht bestätigen.
 
Zeitgleich zur damaligen Diskussion, ob es nun ein Glücksgen gibt oder nicht, brachte Richard Powers seinen Roman Das grössere Glück heraus, der uns in allen Glücksgen-Fragen auf den neuesten Stand bringt.
 
Im Zentrum des Romans steht die interessante Frage, warum Menschen, die in einer objektiv schlechten Lage sind, sich trotzdem glücklich fühlen können. Das Zufriedenheitspardox. Dem gegenüber stellt Richard Powers das Unzufriedenheitsdilemma, einem weiteren rätselhaften Zustand, nämlich dem, dass Menschen sich unter objektiv guten Bedingungen dennoch zutiefst elend fühlen können.
 
Die beiden Gemütsverfassungen werden im Buch Das grössere Glück anhand von zwei Charakteren dargestellt. Russel Stone ist ein zur Melancholie neigender Durchschnittsamerikaner, dem sein anfänglicher Erfolg als Schriftsteller suspekt geworden ist, weshalb er sich nun als Internetredakteur und Dozent für Kreatives Schreiben an einer drittklassigen Hochschule in Chicago durchschlägt. Und auf der anderen Seite ist da eine junge Frau aus Algerien, Thassadit Amzwar, die  zu Semesterbeginn in Russels Kurs auftaucht.  Thassadit Amzwar fasziniert Lehrer wie Kommilitonen gleichermaßen. Denn obwohl sie vor ihrer Flucht nach Amerika in Algerien einen grausamen Bürgerkrieg erlebte, bei dem ihre halbe Familie ums Leben kam, darunter ihr Vater, hat die Studentin  ein irritierend heiteres und freundliches Wesen.
 
Ob die Berberin nun tatsächlich von Euphorie erfüllt ist oder sie sich das nur einbildet – und wenn ja, warum –, diese Frage beschäftigen bald nicht mehr nur Lehrer und Freunde, sondern auch Wissenschaftler, Reporter und Blogger, Ärzte, Politiker und dank des Internets irgendwann die ganze Welt.  Ein Forscher mit börsennotiertem Genlabor, der unschwer als Craig Venter zu erkennen ist, diagnostiziert bei Thassadit „Hyperthymie“, ein genetisch bedingtes Glücklichsein, das dauerhafte Lebenslust auslöst.
 
Richard Powers fragt sich bzw. schickt dem Leser die Fragestellungen: Wie viele solcher überschäumenden Gefühle kann man haben? Und wie glücklich darf man überhaupt sein, ohne andere gegen sich aufzubringen? Im Laufe des Romans ändert sich das Blatt der glücklichen Algerierin.  Fernsehen und Internet greifen ihre Geschichte auf und stricken in beispielloser Hysterie eine Medienstory daraus.  Erst als Heilige gepriesen, wird Thassadit Amzwar bald von Bloggern als geldgierig verteufelt.  Am Ende bleibt ihr nur die Flucht.
 
Das größere Glück, Richard Powers, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009. 432 S., ISBN-13: 978-3100590244

Dienstag, 10. September 2013

Die Leipziger Meuten

Mein Leipzig lob ich mir... Und wieder stelle ich fest, dass ich nicht auslerne und immer wieder etwas neues und interessantes über meine Geburtsstadt herausfinde.
 

Heute dreht sich alles um die Leipziger Meute, die Jugendopposition während der NS-Zeit. In der Stadt Leipzig gab es zu Beginn der 30er Jahre eine breit organisierte linke Arbeiterbewegung.
Diese "wilden Cliquen" bildeten sich in den Leipziger Stadtteilen an verschiedenen öffentlichen Plätzen und hatten alle samt gemeinsam, dass sie die HJ ablehnten und keine Freizeitvorgaben auferlegt bekommen wollten. Viele Mitglieder und Anhänger dieser "Meuten" waren vor 1933 in sozialdemokratischen oder kommunistischen Kinder- und Jugendverbänden organisiert gewesen oder kamen aus Pfadfindergruppen. Die Mitglieder der "Meute" entwickelten ihren eigenen Dresscode, um sich auch optisch von der HJ zu unterscheiden. Die Jugns traten in karierten Hemden und kurzen Lederhosen mit Hosenträgern auf. Die Mädchen trugen Kleider oder Röcke mit weißen Kniestrümpfen und Wanderschuhen.
 
Es sind 15 Leipziger Meuten namentlich bekannt. Die bekanntesten sind die Meute "Hundestart" aus Leipzig-Kleinzschocher und die Meute »Lille« aus Leipzig-Reudnitz und die Meute »Reeperbahn« aus Leipzig-Lindenau. Insgesamt gab es in Leipzig zwischen 1937 und 1939 ca. 1.500 Jugendlichen, die Mitglied in einer Meute waren.
 
(Quelle: Sascha Lange)

Wer mehr über die Leipziger Meute erfahren/erlesen möchte, dem empfehle ich Sascha Langes Buch Die Leipziger Meuten – Jugendopposition im Nationalsozialismus.
 
Sascha Lange forscht seit zehn Jahren zum Thema der Jugendopposition in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur und hat seine Doktorarbeit über die "Leipziger Meuten" geschrieben und ein populärwissenschaftliches Buch zum Thema verfasst.
 
 

Montag, 9. September 2013

Buch der Woche

Und die Eselin sah den Engel
Nick Cave


Und die Eselin sah den Engel – kein aufschlussreicher Titel, wenn man nicht Bibelfest ist. Doch wer ein bisschen recherchiert, stößt auf die Information, dass der Titel aus Numeri, dem vierten Buch Mose stammt. Protagonist ist Euchrid Eucrow, ein aus inzestuösen Verhältnissen stammender stummer Junge , Sohn einer saufenden Mutter und eines Tiere quälenden Vaters, der in den Südstaaten – fernab jeglicher Zivilisation – inmitten einer bigotten Gemeinde sein Dasein fristet und den Lesern von der Tragik seines Daseins berichtet.
 
"Ohne Vorwarnung ins Leben befördert, ausgestoßen aus der schnapsgetränkten geronnen Milch der Schwangerschaft - ach, diese trauliche Höhle, in der wir so lange schwammen! - und jetzt vom Trauma der Geburt erschüttert hier alleingelassen, hatte ich, wie ihr euch wohl denken könnt, eine peinlich unvollkommene Vorstellung von jenem allerletzten Rätsel. Ich mein, woher hätt ich wissen sollen, wie verflucht tot ein Toter wirklich ist? [...].“
 
Man erfährt schnell, dass Euchrid Eucrow im Laufe seines Lebens zum Mörder wird und schlussendlich zum Selbstmörder. Denn er schildert seine Lebensgeschichte aus seinem nassen Grab dem Sumpfgebiet heraus und klärt so nach und nach die Umstände auf, die dazu geführt haben. Mit der eindrucksvollen Leidensgeschichte Euchrids wird dem Leser bewusst, dass Euchrid in Wahrheit der Messias der biblischen Verheißung – der Sohn Gottes ist, der die Leiden der Welt auf sich nimmt und die Menschen durch seine Tat erlöst, in einer Umgebung in der Glaube, Gewalt, Geisteskrankheiten und die Geister der Vergangenheit dominieren.
 
Nick Caves Schreibstil ist brutal, verstörend und gnadenlos. Und die Eselin sah den Engel ist ein drastisches Buch über die Abgründe des Menschen. Es ist zartbesaiteten Naturen nicht zu empfehlen, da das Lesen dieses Romans sich schwer auf das Gemüt und den Magen legen kann. Und auf keinen Fall sollte man während des Lesens essen.
 
Zum Autor:
Nicholas Edward Cave ist ein australischer Musiker, Texter, Dichter, Schriftsteller, Schauspieler und Drehbuchautor.
Neben der Bibel lassen sich viele andere literarische Einflüsse in seinen Texten wiederfinden, wie zum Beispiel Vladimir Nabokov, Fjodor Michailowitsch Dostojewski, William Faulkner, Dylan Thomas und Bob Dylan. Zu seinen musikalischen Vorbildern zählen Bob Dylan, Johnny Cash, Leonard Cohen sowie John Lee Hooker.

Und die Eselin sah den Engel, Nick Cave,  Piper-Taschenbuch, Originaltitel: And the Ass Saw the Angel,  9,95 €, ISBN-10: 3492218695
 

Sonntag, 8. September 2013

Clemens Meyer - Im Stein


Clemens Meyer hat eine neues Buch. Im Stein, da namentlich.Gelesen haben ich es noch nicht, doch liegt es schon parat. Zuvor müssen erst andere Seiten vollständig gelesen werden.
 
Einfachheit halber könnt hier der Klapptext verschriftlicht werden, doch das wäre zu banal und nicht mein Anspruch. Ihr müsst euch also noch ein wenig gedulden...bis Clemens Meyer, Im Stein - Buch der Woche wird.
 
Vorweggenommen nur so viel ... Im Stein ist nominiert für den Deutschen Buchpreis.

Mittwoch, 4. September 2013

Was lese ich gerade?

Nick Cave "Und die Eselin sah den Engel"


Worum geht´s?
Es ist die Gesichte des Mörders und Selbstmörders Euchrid Eucrow, der Produkt mehrerer Generationen von Inzucht und Alkoholmissbrauch, in einem gottverlassenen, vom Zuckerrohr und einer bigotten Sekte beherrschten Südstaatenkaff aufwächst.

Wie bin ich darauf aufmerksam geworden?
Hab ich beim Garagen-Flohmarkt in der Scharnhorststraße 8 entdeckt und für schlappe 1,50€ mitnehmen dürfen. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Dieses Buch wird demnächst "Buch der Woche" und bei einer der nächsten al dente Sendungen auf Radio Blau vorgestellt.

Montag, 2. September 2013

Buch der Woche

Mythen der Welt
Helden, Sagen und Symbole

Ein Mythos ist in seiner ursprünglichen Bedeutung eine Erzählung, mit der Menschen und Kulturen ihr Welt- und Selbstverständnis zum Ausdruck bringen. Der Begriff Mythologie umfasst die Inhalte, die bis in ein Zeitalter zurückreichen, welches keinerlei schriftliche Zeugnisse kannte. Durch die Beschäftigung mit Mythen erhalten wir Kenntnis von einer Weltanschauung, die in einer Zeit vor der Zeit angesiedelt war.

Ein Sammelsurium dieser Art hat der Knesebeck-Verlag herausgebracht. Mythen der Welt - Helden, Sagen und Symbole aus der Reihe Wissen visuell. Dieses Buch ist kompakt, anschaulich und verständlich. Die wichtigsten Götter und Mythen sind in diesem Band neben Kulturstätten aller Kontinente und Kulturkreise zusammengefasst. Und zusätzlich gibt es zu den Kulturen und den historischen Verhältnissen gute Einführungen in die Materie.


12 Mythologien werden anschaulich beschrieben und erläutert, mit vielen Illustrationen, Querverweisen und Fakten.

Beginnend mit der Mythologie des Alten Orients, wandernd durch die chinesische Mythologie und mit der Mythologie Australiens und Ozeaniens abschließend wird mit dem Buch eine spannende Übersicht über die Mythen der Welt geboten.

Die Lektüre zeigt uns, dass Geschichten die uns bis heute bewegen, oft ihren Ursprung in uralten Mythen haben.
Die Sintflut etwa ist Teil der Mythologie des Alten Orients. Auch Halloween, das merkwürdigerweise aus den USA zu uns kam, hat seinen Ursprung in alter Mythologie, im keltischen Erntefest.

Das 480 Seiten starke Buch lädt zu einer mythologischen Reise um die Welt ein. Vieles kommt bekannt vor, hat Eingang gefunden in Märchen, Sagen und Legenden - aber auch in der Literatur. Nicht nur Tolkiens "Herr der Ringe" zehrt vom keltischen und nordischen Mythenschatz. Auch Herrmann Hesse bedient und erwärmt sich indischer Mythen.

Mythen der Welt - Helden, Sagen und Symbole, 18,5 x 13,5 cm, Gebunden, 480 Seiten, mit 1500 farbigen Abbildunge, 19,95 €, ISBN 978-3-86873-192-7

Mittwoch, 14. August 2013

Feuchtgebiete...Charlotte Roche der Film

Den Debütroman Feuchtgebiete von Charlotte Roche fand ich schon nicht besonders. Hat nicht ganz meinen literarischen Geschmack getroffen, wobei man dies von U-Literatur auch nicht erwarten kann. Und nun, um Himmels willen, kommt am 22. August 2013 die Romanverfilmung in die Kinos. Den Trailer habe ich mir schon angetan und ich muss sagen...langweilig und ohhh neee...


Worum gehts?
Helen Memel ist 18 Jahre alt und hat ein "gestörtes" Verhältnis zur Hygiene. Um es genauer zu beschreiben - sie hält nicht viel davon. Sie liegt auf der proktologischen Abteilung eines Krankenhauses und wartet darauf, dass sie wegen einer Analfissur, die sie sich während der Intimrasur der Anusregion zugezogen hat, und wegen ihrer Hämorrhoiden operiert wird.
Helen hegt die stille Hoffnung, dass ihre geschiedenen Eltern durch ihren Krankenhausaufenthalt wieder zusammenfinden. Sie versucht ihren Krankenhausaufenthalt zu diesem Zweck/Wunschtraum zu verlängern, und berichtet von ihren bisherigen sexuellen Erfahrungen, ihrer Einstellung zu Menstruationsblut, Urin, Eiter, Sperma, Smegma und von ihr angewendeten Selbstbefriedigungspraktiken. Und ganz nebenbei züchtet sie Avocados, deren Kerne sie auch in ihre Masturbation einbezieht. Sie flirtet mit dem Krankenpfleger Robin, der ihr beim Fotografieren der Fissur hilft. Als sie sieht, wie er mit einer Kollegin spazieren geht, wundert sich Helen über ihre Eifersucht. Letztlich gelingt es ihr trotz einiger Bemühungen nicht, ihre Eltern zu versöhnen. Sie will den Kontakt zu ihrer Mutter, bei der sie wohnt, abbrechen. Um auch ihren Bruder von der Mutter zu entfremden, enthüllt sie ihm das Kindheitstrauma, das er verdrängt hat und an dem die Mutter schuld ist. Zum Schluss fragt sie Robin, ob sie bei ihm wohnen dürfe....

Noch Fragen? Nein? Besser so! :)

Und wer immer noch nicht genug vom Unsinn hat, der kann sich gerne den Trailer ansehen oder ab 22. August 2013 ins Kino gehen.....