Montag, 17. Juni 2013

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Boris Vian "Drehwurm, Swing und das Plankton"
 


Ronny Valdorf / Mantiquttair
Worum geht´s?
Es geht um den Hauptakteur, den "Major", der seine angebetete Liebe Zizanie zu gewinnen sucht. Dazu gilt es aber bei ihrem Onkel und Vormund - einer Ausgeburt eines Bürokraten - um ihre Hand anzuhalten. Die Geschichte lebt von ihren absurden Zwischenfällen und dada-esque anmutenden Schilderungen.
 
Ich gebe nur ein Beispiel: "... Es verging eine Viertelstunde und Zizanie kam heraus. Sie bestieg ein bezauberndes Fahrrad aus Hornriegelholz, Kriegsfabrikation. Die Reifenbestanden aus mit Azetylen aufgepumpten Otterschläuchen und der Sattel aus einer dicken Schicht mageren Schweizerkäses, der ziemlich bequem und praktisch unzerstörbar war. Ihr leichter Rock flatterte hinter ihr und ließ einen kleinen, weißen Slip sehen, der an den Oberschenkeln mit einer kurzen kastanienbraunen Franse gesäumt war."
 
Wie bist du auf Vian gekommen?
Eine wundersame Frau, halb Füchsin, halb Mensch, Pflegerin eines Pinguins, Besitzerin einer Wolkenpumpe, deren Haut nach Parfüm riecht (auch wenn sie keines trägt), letzte lebende Romantikerin, Inkarnation des Weltschmerzes und Augenpatin schenkte mir eines Tages "Den Schaum der Tage" von Boris Vian. Sie wusste um meine Leidenschaft für Dada und so ließ sie mich an diesem wundervollen Buch teilhaben. Sie berichtete mir, dass sie mit ihm, in der Zeit des Abiturs, die Jungs auf ihre Tauglichkeit zu testen pflegte. Wer mit der Schönheit dieser Worte nichts anzufangen wusste, erwies sich gewissermaßen von vornherein als untauglich. Mich hat der "Schaum der Tage" in seiner bittersüßen, grotesken Traurigkeit schnell in seinen Bann gezogen und so strahlt auch etwas zurück auf die Schenkende. Ob ich mich damals als tauglich erwiesen hätte? Ob ich mich heute als tauglich erweise?

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