Dienstag, 14. September 2010

Auf der Spur des Bösen

Axel Petermann, der Bremer Kriminal-kommissar und Tatortanalytiker der seit mehr als 30 Jahren bei der Kriminalpolizei in über 1000 Fällen ermittelt, stand am 13.09.2010 in der Lehmanns-Buchhandlung zahlreichen (überwiegend älteren, weiblichen )Krimifans und interessierten Lesern Rede und Antwort.

Als Axel Petermann 1970 zur Bereitschaftspolizei ging, bestand sein Anliegen vordergründig darin, keinen Wehrdienst ableisten zu müssen - denn als Polizist war man davon befreit. Zurückblickend bereut er seine Entscheidung nicht, eine Laufbahn als Mordermittler und Fallanalytiker eingeschlagen zu haben.

Peter Axelmann wirkt in seinem Auftreten dezent und sachlich korrekt. Ein syphatischer Kriminalbeamter, dem man sich auf dem ersten Blick womöglich in Verhören gerne hingibt, sich öffnet, sein Herz ausschüttet und letztendlich gesteht. Ein Typ, der einen das unmissverständliche Gefühl vermittelt, ich bin für dich da, egal welchen grauenhaften, gespenstigen Tatort du uns hinterlassen hast.

Axel Petermann, ermöglicht uns Lesern einen kleinen, schaurigen Einblick in die Polizeiarbeit. 5 Fälle, von Anfang bis Ende genaustens beschrieben - Leichenfund, Zeugenberichte, Analysen, Verhöre. Der Leser ist dabei, wenn die Leiche entdeckt wird,untersucht den Tatort und sammelt Beweismaterial. Bei der Zeugenbefragung hört(liest) man zu. Axel Petermann kommentiert all seine Schritte und Überlegungen. Der Leser ist Axel Petermanns Schatten, er ist bei allen Ermittlungarbeiten dabei. 

Es ist nicht ausgeschlossen, dass der eine oder andere Leser kurzzeitig an seine persönliche "Schmerzgrenze" gelangt und das Buch für eine Weile beiseite legt. Es ist keine Lektüre für alle Tageszeiten und Orte. Wer dieses Buch liest, der möchte es lesen. Möchte etwas über Polizeiarbeit und Ermittlungen erfahren und dem Täter auf der Spur sein, etwas über seine Denkmuster und Hintergründe, das Motiv erfahren. 

Ein kleiner Auszug: 

"Die kleine grauhaarige Frau wirkt zerbrechlich und wiegt 45 Kilo. Bluse und Kittel, beide weiß, sind zugeknöpft, jedoch zum Teil aufgerissen.Zwei abgerissene Knöpfe liegen neben der Leiche. Die Vorderseite des Rocks und der linke Ärmel des Pullovers sind fleckig, möglicherweise Wischspuren von inzwischen getrocknetem Sperma. Die Beine bis zu den Knien mit festen Bandagen umwickelt und angebeugt, dabei lehnen die gespreizten Oberschenkel an einer auf die Seite gedrehten Bierkiste. Der Kopf liegt in einem umgekippten Pappkarton mit alten Brötchen. Die rechte Augenbraue ist aufgeplatzt. Augen und Mund der Toten sind geöffnet. Aus einem eingerissenen Mundwinkel verläuft eine dezente Blutspur am Kinn entlang. Im Oberkiefer haftet eine Prothese, während die Unterkieferprothese neben der Bierkiste auf dem Boden liegt. Der Hals zeigt unter einem verknoteten Geschirrtuch Kratzspuren, Würgemale und eine breite Drosselmarke. Der vom Arzt geöffnete Spanngurt befindet sich im Nacken unterhalb des Kopfes von Wilhelmine Heuer. Ihr Genitalbereich ist entblößt, der Schlüpfer zerrissen und zusammen mit der Strumpfhose bis zu den Knien heruntergezogen. Unter ihrem Becken hat sich eine kleine Blutlache gebildet."   

Axel Petermann liest in 2 Stunden Ausschnitte aus 2 Kapitel und mischt gelesene Worte mit persönlichen Berufsanekdoten. Bereitwillige beantwortet er zwischendurch und im Anschluss Publikumsfragen. Überraschend und für mich sehr amüsant: Axel Petermann liest furchtbar gerne skandinavische Kriminalromane.

 

Axel Petermann: Auf der Spur des Bösen. Ullstein Buchverlag GmbH, Berlin 2010. Taschenbuch,300 Seiten, Euro: 8,95.

 

 

 

 

 

 

Die besten Grüßen

euer Fräulein S.


 

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