Donnerstag, 30. Dezember 2010

Marco Tschirpke - leise und genial!

 
Marco Tschirpke ist der wohl zauberhafteste Stern am Himmel der Kleinkunst. "Wo ein Wille ist, ist ein Weg, wo zwei Villen sind, ist der Weg verbaut", so singt Marco Tschirpke der Musikkabarettist, der Poet am Klavier. Er nennt seine Gedankenblitze Lapsuslieder, Pannenlieder und sie sind die wohlmöglich kürzesten der Welt.




Doch kann uns ein so begnadeter Wortwitz-Akrobat mit einem Lyrik-Band (Kategorien der Sorgfalt) überraschen und entzücken? Diese und andere Fragen klärt euer Fräulein S. am 15.01.2011 um 18:00 Uhr auf Radio Blau.
Schaltet ein, wenn es heißt: al dente - Fräulein S. "verführt" und bittet zu Tisch. Ein literarisches 5 Gänge Menü mit außergewöhnlichen Zutaten.


Die besten Grüße
euer Fräulein S.

Sonntag, 26. Dezember 2010

Hergehört! - Wann wirst du Patenonkel?

Wann wirst du Patenonkel, Patentante, Patenfamilie u.s.w.? Mach mit und unterstütze die "LesBar" und ab Januar NEU "al dente". 

1. Übernimm eine Sendungspatenschaft für 50 Euro im Jahr. Wenn Du Radio Blau gezielt einschaltest, um Deine Lieblingssendung(en) zu hören, kannst Du eine SENDUNGSPATENSCHAFT für 50 Euro im Jahr übernehmen.

2. Werde Patentante / -onkel von Radio Blau für 100 Euro im Jahr. Wenn Du das Prinzip Radio Blau als solches unterstützt und generell fördern möchtest, dann werde PATENONKEL oder PATENTANTE von Radio Blau für 100 Euro im Jahr.

3. Spende Sendezeit für 9,43 Euro pro Stunde. Du kannst Radio Blau auch einfach SENDEZEIT für 9,43 Euro pro Stunde spenden, denn genau soviel betragen unsere Sende- und Leitungskosten für eine Stunde Radio Blau. Für Hörer/innen und Sympathisant/innen mit dem kleinen Geldbeutel ist das eine gute Möglichkeit sich zu beteiligen.

Wie in der heutigen Sendung erwähnt, darf jeder Patenonkel/jede Patentante in die Sendung (LesBar oder al dente), uns/mir über die Schultern schauen und sein Lieblingsbuch vorstellen. Mach mit!
(Achtung: Sendung geht erst ab Minute 5:00 los. Davor ist noch das Seniorenradio zu hören ;)).

Vorgestellte wurden:
Francesc Miralles - Samuel und die Liebe zu den kleinen Dingen
Denis Thériault - Das Lächeln des Leguans
Haruki Murakami - Schlaf
Burkhard Spinnen - Auswärtslesen
Olga Tokarczuk - Erzählungen: Der Schrank

Ein besonderer Dank geht an unsere Studiofee (Y. von der Sonne). Danke fürs "Knöpfedrücken" ;).

Die besten Grüße
euer Fräulein S.

Montag, 20. Dezember 2010

Fräulein S. braucht eure Hilfe!

Liebe Leser, liebe Radio Blau-Hörer, liebe Freunde,

die nächste LesBar Sendung läuft am 26.12.2010. Außerdem hat es euer Fräulein S. geschafft einen eigenen Sendeplatz am 15.01.2011 um 18:00 Uhr zu ergattern. Der Name der etwas anderen Literatursendung heißt - "al dente". Schaltet ein! Wenn Radio Blau aber 2011 nicht kommunal gefördert wird, dann könnt ihr euer Fräulein S. im Jahre 2011 nicht mehr hören. Deshalb bitte ich euch etwas Zeit zu investieren und einen Einspruch gegen einzelne Positionen des Haushaltsplans 2011 zu erheben.

Noch bis Dienstag, 21. Dezember 2010, können alle Leipziger Einsprüche gegen einzelne Positionen des Haushaltsplanes 2011 erheben und damit auch Einfluss auf den Kulturamts-Etat im kommenden Jahr nehmen.
Der Stadtrat muss diese vor dem endgültigen Beschluss des Haushaltes2011 in einer öffentlichen Sitzung beraten und dazu Stellung nehmen. Diese Einsprüche im Bürgerbeteiligungsverfahren können auch bequem online erhoben werden. Unter http://www.haushaltsplanrechner-leipzig.de gibt es einen interaktiven Haushaltsplan. Die Leipziger sind einladen, sich den Haushaltsplanentwurf der Stadt Leipzig für 2011 anzuschauen. In dieser Plandarstellung können auch online Änderungen durchgeführt und begründet werden. Mit der Absendung des Vorschlages wird der Einspruch Stadtrat zugeleitet und fließt in die  laufenden Verhandlungen zum Haushaltsplan 2011 ein.
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Ich bitten alle, Radio Blau zu unterstützen. Je mehr Menschen sich hier für Radio Blau einsetzen, desto stärker wird deutlich, dass Radio Blau in Leipzig gebraucht wird und wir hoffen, dass dadurch parteiübergreifend abgeordnete Stadträte der finanziellen Förderung von Radio Blau für 2011 doch noch zustimmen werden.

Und hier das Vorgehen:
Einsprüche über die Höhe des Kulturetats können wie folgt gemacht werden:

http://www.haushaltsplanrechner-leipzig.de aufrufen

unter "Verwaltungshaushalt" auf die Kategorie Kultur" klicken - dann noch einmal auf den Punkt "Sonstige Zuschüsse"

Im ersten Anstrich "Zuschüsse für Vereine und Verbände" ist der Kulturetat zur Förderung aller Projekte des Kulturamtes in der Stadt enthalten.
In der zweiten Spalte sind die Einnahmen in diesem Bereich  angegeben - in diesem Fall natürlich null.

In der dritten Spalte sind die geplanten Ausgaben in diesem Bereich angegeben: 3.283.600 Euro. Das Fragezeichen am Anfang der Zeile liefert weitere Informationen.

In der vierten Spalte ist die Differenz angegeben. Mit einem Klick auf diese Zahl, können Änderungen daran vorgenommen werden.

Unter "Neuer Zuschuss" kann jetzt der persönlich für notwendig gehaltene Betrag für die Förderung der reien Kultur in Leipzig eingegeben werden. Auch eine kurze Begründung wird hier erwartet. Es ist kein Deckungsvorschlag notwendig. Auch die subjektive Meinung, das ein spezielles Projekt mehr Geld bekommen sollte, ist eine akzeptable Begründung. - Um entsprechend dem Stadtratsbeschluss bis 2013 schrittweise 5% des Kulturetats zu erreichen, wären 2011 ca. 4,0 % notwendig - also reichlich 4.400.000 €.
Begründungshilfe:
"20.000 Euro für das Bürgerradio "Radio Blau". Seit 1995 sendet Radio Blau in und für Leipzig. Radio Blau ist eine kulturelle Alternative zu den anderen so genannten professionellen Radios und muss erhalten bleiben. Die instutionelle Förderung kann es Radio blau ermöglichen, 2011 die vielen Projekte on air zu präsentieren. Bei Radio Blau machen Kinder und Jugendliche, ausländische MitbürgerInnen, SeniorInnen und BürgerInnen Radio und machen das kulturelle Leben dieser Stadt öffentlich und transparent. Bei Radio Blau kann Mann und Frau sich beteiligen und wird beteiligt. Der Demokratiepreis - den Radio Blau 2010 erhielt, sollte gerade für Leipzig Anlass genug sein, dieses Radio in seinem Existenzkampf zu unterstützen."

Mit "Speichern" wird dieser Vorschlag beendet.

Jetzt können weitere Positionen bearbeitet werden. Beispielsweise findet man unter "Jugend und Familie" / "Dienstleistungen und Einrichtungen der Jugendhilfe" / "Zuschüsse an Vereine und Verbände" den Jugendhilfeetat.
In einem Kasten in der rechten oberen Ecke des Bildschirms sieht man am Ende, was die eigenen Vorschläge für die Stadt bedeuten. Unter "Einsprüche absenden" wird man jetzt aufgefordert, sich mit seinem Namen und seiner vollständigen Adresse zu legitimierten. Das ist notwendig, da Einsprüche nur von Leipzigern vorgebracht werden dürfen. Mit "absenden" wird alles an den Stadtrat übertragen.

Fertig. So einfach kann Mitwirkung sein!
Die besten Grüße
euer Fräulein S.

Donnerstag, 9. Dezember 2010

Rezension - Francesc Miralles: Samuel und die Liebe zu den kleinen Dingen

Rezensentin: Fräulein S.

Francesc Miralles: Samuel und die Liebe zu den kleinen Dingen. List Taschenbuch, 6. Auflage 2010, Preis: 8,95 €

Wenn sich mehr als zwei unvorhergesehene, unbekannte Akteure im eigenen Gravitationsfeld bewegen, können minimale Änderungen der Ausgangssituation im Laufe der Zeit zu großen nicht vorhersagbaren Änderungen fester Gewohnheiten und Lebenseinstellungen führen. Der Schmetterlingseffekt oder anders gesagt: "Samuel und die Liebe zu den kleinen Dingen".

Samuel de Juan ist 37 Jahre alt und führt ein geradezu langweiliges und unspektakuläres Leben. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes lethargisch. Er weiß sein Leben nicht zu ändern und so belässt er alles, so wie es ist. Samuel existiert und spult seinen Tagesrhythmus nach immer gleichen Ritualen und Mustern ab. Um Spontaneität, Impulsivität und unerklärliche Zauberei in seiner Vita, macht er einen möglichst großen Bogen. Samuel ist Literaturdozent am Germanistikinstitut in Barcelona und außer den Studenten in seinem Seminar hat er kaum soziale Kontakte. Er kauft sich gerne Bücher, die er recht hübsch verpacken lässt und sich selbst schenkt. Samuel hat niemanden, außer einer Schwester, die er fast nie sieht und geht täglich mit der großen Furcht schlafen, er könne so enden wie der Mann aus Tokio. Dieser hatte drei Jahre tot in seiner Wohnung gelegen, bis man ihn fand.
In der Silvesternacht fühlt sich Samuel zum ersten Mal wirklich einsam und verlassen. Schnell möchte er den Feiertag beenden und schläft mit den Gedanken „Wieder ein neues Jahr. Und wieder wird es nichts Neues bringen.“ ein. Tja, nur leider hat Samuel die Rechnung ohne den „Schmetterling“ gemacht und sich ganz unglaublich geirrt.
Die Katze Mishima sorgt dafür, dass seine Einsamkeit in kürzester Zeit bevölkert wird. Gerafft lassen sich die Stationen und Ereignisse in der Geschichte folgendermaßen übertiteln : Teller Milch – Katze – Titus der Redakteur – Eisenbahnschiene – Gabriela – Café – Valdemar mit Heimweh nach der Zukunft und der dunklen Seite des Mondes hinterherjagend – Schubert – Mendelssohn – Gabriela – Titus (Krankenhaus) – Café – Valdemar – Mendelssohn – Gabriela – der 17 Minuten Mann – viele weiter unvorhergesehene Ereignisse – Hoffnungslosigkeit – Schwermut – ein Flügelschlag. Schritt für Schritt erkennt Samuel, dass nicht das Vollkommene erstrebenswert ist, sondern die kleinen Dinge des Lebens die saftigen Früchte hervorbringen. "Man tut eine kleine gute Tat, gibt ein kleines bisschen Liebe und löst damit eine Kette von kleinen, aber bedeutsamen Ereignissen aus, die einem die Liebe doppelt und dreifach zurückgeben. Am Ende kannst du nicht mehr dahin zurück, wo du hergekommen bist, selbst wenn du es wolltest. Weil diese neuen Wege dich zu sehr verändert haben."

Francesc Miralles schenkt uns mit "Samuel und die kleinen Dinge des Lebens" ein anmutiges Leseabenteuer. Bis zur letzten Seite bleibt das Buch spannend, überraschend und verzaubert den Leser augenblicklich. Unvermittelt solidarisiert man sich mit den kuriosen Gestalten und amüsiert sich über die ein oder andere Marotte. Ein wunderbares Buch, das uns auf bewundernswerte Weise deutlich macht, wie einfach und schön das Leben sein kann, wenn man sich dem Alltag, den fremden Dingen und der Magie stückweise öffnet.

Francesc Miralles wurde 1968 in Barcelona geboren. Er studierte Germanistik und arbeitete einige Jahre als Verleger, bevor er selbst zu schreiben begann. Neben Sachbüchern verfasste er sowohl Romane für Kinder und Jugendliche als auch für Erwachsene. 2009 erhielt er den renommierten Premio de Novela Cindad de Torrevieja. Francesc Miralles lebt als Schriftsteller und Musiker in Barcelona.


Die besten Grüße
euer Fräulein S.

Montag, 29. November 2010

Macht auf die Türen!

Der Adventskalender gehört seit dem 19. Jahrhundert zum christlichen Brauchtum in der Vorweihnachtszeit. Die heutige Gestalt des konventionellen Adventskalenders geht vermutlich auf einen evangelischen Pfarrer zurück, der hinter 24 Türchen Bilder mit Gestalten aus biblischen Geschichten versteckte. Da Adventskalender mittlerweile weltweit vermarktet werden, müssen die Motive überall verstanden werden. Statt Maria und Josef gibts jetzt auch Barbies oder Bambis. Hinter 24 Türchen eines typisch gekauften Produkts stecken neben den Bildern oftmals Schokoladenstücke und gar Spielzeug. Doch immer mehr Menschen wollen nicht „typisch“ und wünschen und nutzen ein anderes Medium. Um die ursprüngliche Funktion des Adventskalenders, das Abzählen der Tage, mit einer uralten Tradition, dem Erzählen von Geschichten zu verbinden, publizieren einige Verlage „Advents-kalenderbücher“ mit (man staune!) 24 Geschichten oder Knobeleien, damit der Leser jeden Tag vom 1.Dezember bis Heiligabend eine Geschichte lesen oder lösen kann. Zwei Varianten möchte ich euch hier vorstellen. Das neue Haus vom Nikolaus wurde bereits in der Radiosendung vom 30.10.2010 erwähnt, soll aber hier noch einmal seinen Platz finden.

24 durchnummerierte Krimihäppchen zum Fürchten und voller Überraschung. Geschrieben von 24 beliebten deutschen Kriminalautoren, wie zum Beispiel Oliver Bottini, Heinrich Steinfest, Jan Costin Wagner und viele andere. Die Storys sind kurz und knapp und ohne viel einleitenden Schmus, da kein Raum für lange Erklärungen, Hinführungen und Charakterbeschreibungen bleib. Dadurch wird der Leser direkt und ohne Umschweife ins Geschehen geworfen. Unmöglich täglich nur ein „Krimitürchen“ zu öffnen/lesen. Dafür sind die Geschichten zu packend und zu originell zusammengestellt. Ein sehr anregendes und herausforderndes Buch, da sich von Kurzkrimi zu Kurzkrimi die Sichtweise, der Schreibstil und die Thematik ändern.

Jede Menge Gehirnfutter für lange Winterweihnachtsabende bietet Das neue Haus vom Nikolaus. Frank Schwellinger hat 66 bisher unbekannte mathematische Rätsel hübsch weihnachtlich in Geschichten eingebettet und zum lösen freigegeben. Knobeleinsteiger und routinierte Experten kommen hier auf ihre Kosten. Praktisch ist der ausführliche Lösungsteil, der nicht nur das Ergebnis nennt, sondern auch die mathematische Herangehensweise und einen detaillierten Lösungsweg beschreibt. Man lernt auch noch etwas!

Wie ihr seht, gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten sich die Vorweihnachtszeit täglich zu „versüßen“. Die beiden vorgestellten Bücher sind nur zwei der unzähligen, vorhandenen Angebote. Die Buchläden sind voll mit Büchern, die die Tage bis Weihnachten runterzählen und die Wartezeit verkürzen. Wer also noch keinen Adventskalender hat: geschwind ins Geschäft, umgeschaut und zugegriffen.

Die besten Grüße
euer Fräulein S.

Sonntag, 28. November 2010

Hergehört!

Liebe Leser, liebe Freunde, liebe Radio Blau-Hörer,

heute war es wieder soweit. Für alle diejenigen, die um 13:00 Uhr noch geschlafen haben, keine Zeit hatten oder es noch einmal anhören möchten... 
BITTESCHÖN... 

Vorgestellt wurde:
Axel Lilienblum und Anna Koch: "Du hast mich auf dem Balkon vergessen"
Sam Savage: "Firmin"
Erri De Luca: "Der Tag vor dem Glück"
Christian Hussel: "Sex im Gewandhaus"
Christine Hoba: "Die Waldgängerin"

Und hier noch einmal der Aufruf: "Beteiligt euch an der Umfrage: Ein großartiger erster Satz". Alle Antworten bzw. alle Lieblingseröffnungssätze werden am 26.12.2010 in der Sendung erwähnt. Es gibt sozusagen eine Lesestunde in der LesBar-Zeit mit euren Beiträgen.

Die besten Grüße
euer Fräulein S.

Donnerstag, 25. November 2010

Ein großartiger erster Satz!

Liebe Freunde, liebe Leser, liebe Radio Blau-Hörer,

an welchen Satz erinnert man sich, wenn man alles andere in einem Roman schon längst vergessen hat? Firmin die "schräge" Ratte aus dem gleichnamigen Roman (Firmin - Sam Savage) beschäftigt diese Frage. Firmin ringt um sein Debüt als Schriftsteller und mit dem Eröffnungssatz. Wenn er es jemals zu Stande bringen sollte, dann müsste der erste Satz so hervorragend wie beispielsweise Nabokovs "Lolita, Licht meines Lebens, Feuer meiner Lenden" oder wie Tolstois "Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich; aber jede unglückliche Familie ist auf ihre besondere Art unglücklich" sein.

Welchen ersten Satz habt ihr Dutzende Male gelesen und es haut euch immer noch um? Eure Meinung ist gefragt! Schickt ihn mir unter lesefraeulein@googlemail.com oder schreibt ihn als Kommentar zum Artikel. Mein bester erster Satz ist aus Bornsteins Kinder (Jurek Becker). "Vor einem Jahr kam mein Vater auf die denkbar schwerste Weise zu Schaden, er starb." Großartig!

Wer wissen möchte, wie es mit Firmin - der etwas anderen Ratte - weiter geht, der schaltet am Sonntag, den 28.11.2010 um 13:00 Uhr Radio Blau ein und hört sich die Sendung "LesBar" an.

Die besten Grüße
euer Fräulein S.

Montag, 15. November 2010

Rezension: Erri De Luca: Der Tag vor dem Glück

Rezensentin: Fräulein S.

Erri De Luca: Der Tag vor dem Glück. Graf Verlag (ein Unternehmen der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin), 2010, Deutsche Erstausgabe, Preis: 16,95 €

Erri De Luca, der meistgelesene Autor Italiens, zeichnet in seinem Buch "Der Tag vor dem Glück" die Geschichte eines Waisenjungen nach, der in den Gassen Neapels erwachsen wird. Und ebenso ist es eine Hommage an seine Geburtsstadt im Schatten des Vesuvs und an ihre stolzen, kühnen Bewohner.
 
"Viele Menschen versäumen das kleine Glück, während sie auf das Große warten.“ (Pearl. S. Buck)
Erri De Lucas Waisenjunge gehört nicht dazu. Die Geschichte führt uns nach Neapel, Mitte der fünfziger Jahre. Der Tag vor dem Glück: Das ist der Tag, an dem der kleine Waisenjunge bei den Großen mitspielen darf. Es ist der Tag, an dem er unter einem alten Mietshaus ein Versteck voller Bücher entdeckt, in dem ein Jude den Krieg überlebte. Es ist ebenso der Tag, an dem er die geheimnisvolle Anna aus Kindertagen wiedertrifft. 
Diese einzelnen Ereignisse - "Tage vor dem Glück", fügen sich zehn Jahre später im "Sommer der Vertrautheit" zu einem farbenprächtigen und bedeutungsvollen Mosaik zusammen, in dem Lebensläufe und Erinnerungen in Momentaufnahmen zu einem Knoten verknüpft werden.

Don Gaetano, Portier in eben jenem Mietshaus, begleitet und unterrichtet den Waisenjungen in allen wichtigen Lektionen des Lebens und wird zum väterlichen Freund. Er weiß viel zu erzählen, von dem, was er über die Menschen weiß und von den Bewohnern des Mietshauses, von seinem Geschick, die Gedanken anderer zu lesen, und immer wieder vom Krieg und dem spontanen Aufstand des neapolitanischen Volkes gegen die Nazi-Besatzungsstreitkräfte. Don Gaetano, bringt ihm im "Sommer der Vertrautheit" nicht nur das Kartenspiel bei, sondern auch, wie man in einer Stadt überlebt und liebt. Glück und Kummer liegen so nah beieinander... - „Das war der Tag des Glücks gewesen, der schrecklichste meines kleinen Lebens.“.

Erri De Lucca bedient sich einer einfachen, reduzierten, sehr genauen Beschreibung und ungetrübten Wortwahl und ermöglicht damit dem Leser, dem Leben der beschriebenen Zeit nachzuspüren. 
Glänzend schön und transparent beschreibt Erri De Luca die Atmosphäre Neapels und die Eigenarten der Akteure. „Im Sommer stehe ich früh auf, ich gehe mit dem Kescher zu den Klippen von Sant Lucia, um Seeigel zu fangen und, wenn ich Glück habe, vielleicht einen Kraken. Ich bleibe ein paar Stunden, bevor die Sonne hinter dem Rücken des Vulkans aufsteigt. Aus den Klubs kommen die Herrschaften, die nach einem nächtlichen Fest heimkehren. In ihren Abendkleidern dem ersten Sonnenlicht ausgesetzt, eilen sie zurück ins Dunkel ihrer Häuser, wie Fledermäuse, sie sich verspätet haben.“ 
Erri De Luca weiß Geschichten zu erzählen und beherrscht sein Schreibhandwerk ausgesprochen gut. Eine vergangen Zeit und hier erscheint sie noch einmal neu. Und am Ende der Lektüre fragt man sich, … ist nicht jeder Tag, der Tag vor dem Glück...?


Es ist ein empfehlenswertes Buch, auch wenn es möglicherweise dem einen oder anderen Leser (wie beispielsweise mir) Kopfschmerzen bereiten könnte. Es fiel mir anfangs schwer, mich sprachlich voll und ganz auf die (übersetzte) italienische Gemeinsprache einzulassen. Es sind einzelne Satzkonstruktionen und Wortformulierungen, die mein Sprachgefühl irritieren und von dem teilweise abweichen (Bsp.: „Nachmittags bin ich mit Don Gaetano zuschauen gegangen, wie...“, „Er eilte gleich zu Hilfe, das war seine Antwort.“). Beim Lesen des Buches, sollte man sich Zeit nehmen, um die Besonderheit und Feinheit der Guelliments nicht zu übersehen. Hat man das Prinzip verstanden, fällt es einem schon viel leichter, Dialogen zu folgen. Direkte Reden die mit doppelten, spitzen Anführungszeichen rechts und links gekennzeichnet sind, läuten Dialoge im Präsens - im „Jetzt“ der Erzählung ein. Anführungszeichen, mit einfachen, spitzen Anführungszeichen linke und rechts dokumentieren Dialoge in der Vergangenheit (>>... <<, >... <). Eine kleines ungewohntes typographisches Geschenk. Ich danke.
Erri (Enrico) De Luca wurde 1950 in Neapel geboren. Erst im Alter von 39 Jahren veröffentlicht er 1989 sein erstes Buch Non ora, non qui – (Nicht hier und nicht jetzt). Zuvor arbeitete er in zahlreichen Berufen in und außerhalb Italiens, wie beispielsweise als Facharbeiter bei Fiat, als Kraftfahrer, Lagerist und Maurer. Zwischen den Jahren 1994 und 2002 erhielt er einige Auszeichnungen in Frankreich: 1994 den Prix France Culture für Aceto, arcobaleno, 2000 den Prix Laure Bataillon für Tre Cavalli und 2002 den Prix Femina Ètranger für Montedidio. Der Tag vor dem Glück wurde 2010 mit dem Petrarca-Preis ausgezeichnet.
Übersetzt wurde "Der Tag vor dem Glück" von Annette Kopetzki. Sie wurde 1954 in Hamburg geboren und lehrte an den Universitäten Rom und Pescara. Sie zählt zu den renommiertesten Übersetzerinnen aus dem Italienischen.

Freitag, 12. November 2010

Zwischenklänge

Liebe Leser, liebe Freunde, liebe Radio Blau-Hörer!

Ich sitze auf einem hohen Stapel dicker Bücher und lausche nebenbei wundervollen Klängen. In ein paar Tagen gibt es wieder viele neue Buchvorstellungen... Seid gespannt darauf.

 

Die besten Grüße
euer Fräulein S.

Montag, 1. November 2010

Hergehört!

Liebe Leser, liebe LesBar-Hörer, liebe Freunde!


Es ist wieder so weit. Ab heute könnt ihr euch nach Lust und Laune die zweite Sendung vom 31.10.2010 anhören.

Für alle diejenigen, die sich noch nicht schlüssig sind, ob sie die Sendung anhören wollen - vorgestellt wurden dieses Mal folgende Bücher:


Und nun... viel Spaß!
Hier gehts zur Sendung...


Die besten Grüße
euer Fräulein S.

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Leonie Swann im Interview - "Garou"

Liebe Leser, liebe Radio Blau-Hörer, liebe Freunde,

ich war wieder einmal für euch unterwegs und habe meine Lauscher aufgestellt. Getroffen habe ich dieses Mal - Leonie Swann. Mit ihrem ersten Roman "Glennkill" gelang ihr auf Anhieb ein sensationeller Erfolg. Jetzt will sie mit ihrem zweiten Roman "Garou" an ihren vergangenen Triumph anknüpfen und ihn fortsetzen. Ich habe eine ihrer Lesungen besucht und sie für euch interviewt.


Damit keine Missverständnisse aufkommen - Leonie Swann ist das Pseudonym einer deutschen Krimiautorin die 1975 in Dachau, in der Nähe von München geboren wurde. Warum sie anstelle ihres bürgerlichen Namens einen fingierten verwendet, wie sie auf diesen Namen kam und und und, könnt ihr euch jetzt unter folgendem Link anhören... DAS INTERVIEW!

Ich kann euch "Garou" nur wärmstens empfehlen. Mit viel Liebe zum Detail schreibt Leonie Swann eine weitere wunderbare Geschichte, erzählt aus der Perspektive vieler reizender Schafe.

Die besten Grüße
euer Fräulein S.

Samstag, 16. Oktober 2010

Rezension - Camilla Way: Little Bird

Rezensentin: Fräulein S.                   
                                                                     
Camilla Way: Little Bird. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Oktober 2010, Deutsche Erstausgabe, Preis: 9,95 €

Die englische Autorin Camilla Way beschreibt in ihrem zweiten Buch „Little Bird“ eine Figur, die unter außergewöhnlichen Umständen aufwuchs und nun als heranwachsende junge Frau ihren Platz in der Gesellschaft sucht.

Die Geschichte beginnt mit einer Entführung. Ein zweijähriges Mädchen wird in der Normandie an einem sonnigen Tag vor einer Bäckerei aus ihrem Kinderwagen geraubt. Fortan lebt die Kleine mit einem stummen, gutmütigen Mann im Wald, fernab jeder Zivilisation – bis zu seinem Tod.  Als sie von einem Passanten gefunden wird, zieht sich die Schlinge der Ohnmacht und Abhängigkeit  immer fester um ihren Hals und bestimmt ihr Schicksal. Die Presse stürzt sich auf den Fall. „Das wilde sprachlose Tier“ ist ein gefundenes Fressen für die Medien und schnell wird klar, dass es sich um  Elodie Brun handelt, die entführt wurde und seit 1985 vermisst wird. Elodies Sprachlosigkeit ist keine Reaktion auf ein traumatisches Erlebnis, sondern ist das Ergebnis ihrer Kindheit. Sie hat die Sprache ihrer „Gastfamilie“ angenommen – Vogelstimmen, und kennt menschliche Sprache nicht.
Für die Wissenschaftlerin Dr. Ingrid Klein ist Elodie die Chance ihres Lebens, da sie anhand des kleinen Mädchens die Hypothese der kritischen Periode untersuchen kann. Und hier nimmt das Schicksal seinen Lauf und die Probleme fangen an. Ingrid verschafft ihr ein neues zu Hause, eine neue Identität und eine neue Sprache. Doch nach einem tragischen Zwischenfall flieht der kleine Vogel aus seinem goldenen Käfig und wünscht sich nichts sehnlicher, als die Vergangenheit ruhen zu lassen und vergessen zu können.  Ihr dunkles Geheimnis bleibt unausgesprochen, bis zum Tag der Abrechnung, dem Showdown – vorhersehbar und ernüchternd.

Dem Leser wird einiges an Gelassenheit abverlangt, da beispielsweise die zeitlichen Handlungsstränge und -orte nicht chronologisch abgespult werden, sondern der Leser gleich zu Beginn verwirrt zwischen den Jahren 1985 in Frankreich und 2003 in London herumirrt.  Der „kleiner Vogel“ gerät von einem Extrem ins andere und kommt für ihre jungen Jahre verhältnismäßig weit herum. Unter außergewöhnlichen Bedingungen in Frankreichs Wäldern aufgewachsen, führt sie ihr Weg nach Long Island, in eine heile, gute, goldene Welt. Danach lernt sie die Schattenseite, das andere Extrem möglicher Lebensumstände kennen, in einer eigenartigen WG in Queens. Und weil diese unbekannten Menschen so nett und herzensgut sind, schenken sie Elodie eine neue Identität in London, als Kate Eaves. Hinsichtlich dieser Odyssee und Zufälle, gerät die Glaubwürdigkeit der Geschichte leicht ins Wanken.  
„Little Bird“ ist ein Roman, der die Lebensgeschichte einer jungen Frau beschreibt, die auf der Suche nach ihrer Identität ist und schrittweise lernt, ihre Umgebung und die Bedingungen des Lebens zu verstehen. Es ist eine interessante und gute Darstellung einer Idee, aber kein Psychothriller. Dafür fehlt es dem Roman an Tiefgründigkeit bei der Ausarbeitung der Psychen aller Figuren, an Dramatik und ist zu wortgewaltig. Eher trifft auf den Roman „Little Bird“ die Bezeichnung:  ausgefallene Lebens- bzw. Liebesgeschichte zu. Mit einer absichtsvoll rätselhaften und teilweise überladenen Wortwahl führt Camilla Way ihre Leser zu einem offenen Happy End, der Raum für Spekulationen lässt – ein nettes Buch.

Die englische Autorin Camilla Way wurde 1973 in Greenwich als Tochter des Dichters Peter Way geboren. Sie studierte englische und französische Literatur an der University of Glamorgan. Camilla Way lebt heute in London und arbeitet als Redakteurin für ein Männermagazin. 2007 erschien ihr erster Roman  „The Dead of Sommer“ („Schwarzer Sommer“).

Die besten Grüße
euer Fräulein S.

Rezension - Jo Nesbø: Schneemann

Rezensentin:Fräulein S.             

Jo Nesbø:  Schneemann. Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2008, 10. Auflage 2010 - Taschenbuchausgabe, Preis: 9,95 €

„Leise rieselt der Schnee…“ Während sich Osloer Kinder an diesem Spektakel erfreuen, beginnt in solchen Momenten Kriminalkommissar Harry Holes Puls schneller zu schlagen. Die Schneeflocke ist sein Gegner, genauer gesagt, Derjenige der sein Loblied auf sie singt: „Schneeflöckchen Weißröckchen, jetzt kommst du geschneit, du wohnst in den Wolken, dein Weg war so weit. Komm setzt dich ans Fenster du lieblicher Stern, ich baue einen Schneemann, denn ich morde so gern.“
Harry Hole hat es in seinem siebten Fall mit einem Serienmörder zu tun, der auf grausame, abstoßende Art, jungen verheirateten Müttern Toteskälte in den Leib treibt. Harry und sein Team verfolgen jede noch so kleine Spur, auch wenn Motiv und Täterporträt auf den ersten Blick banal erscheinen und in einer Sackgasse enden. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen und eine „kalte“ Spur führt zur nächsten. Das Harry Hole ein Baustein des Ganzen und letztendlich eigentliches Zielobjekt des „Schneemanns“ ist, erkennt er jedoch leider zu spät.

Der Norweger Harry Hole ist Spezialermittler im Dezernat für Gewaltverbrechen und hat bei all seiner Polizeiarbeit vergessen, sich einen anderen Job zu suchen, als er merkte, dass er ihn auffrisst. Er ist der beste Ermittler auf seinem Gebiet und der unfähigste Beamte in der Abteilung. Harry Hole ist Ende dreißig und bestimmt die Spielregeln in seiner täglichen Polizeiarbeit selbst. Wenn es sein muss, steuert er mit seinem Kopf Geratewohl auf eine Wand zu und wird zu einer Gefahr für sich selbst und andere. Bjarne Moeller, sein Abteilungschef, kann seine Antihaltung gegenüber Vorgesetzten nicht immer gut heißen, ist aber der Einzige der Harrys Entlassung bislang zu verhindern wusste. Harry Hole zweifelt. Harry Hole hofft. Und täglich kämpft er mit dieser verzweifelten Hoffnung und dem Rudel Hunde in seiner Magengruben.

Jo Nesbø  spricht Krimifans und solche die es werden wollen an. Dem Leser gelingt es schnell, sich  ein Bild von dem Hauptprotagonisten zu machen, ohne all die anderen bereits gelaufenen Fälle kennen zu müssen. Im umgangssprachlichen Ton verführt uns Nesbø, gespannt den Zeilen zu folgen, auch wenn es dem Leser anfangs sehr viel Konzentration abverlangt, weil die dargestellten Zeitsprünge von 1980 – 2004 verwirrend und nicht selbsterklärend sind. Bis zum letzten Drittel des Buches gelingt es dem Autor gut, die Spannungskurve oben zu halten.  Danach fällt sie kurzzeitig ab. Zu viele Personen rücken in den Fokus des Verdachts und werden einer nach dem anderen als nicht schuldig identifiziert. Die Ermittlungsarbeiten ist langwierig und dem Leser ist bereits klar, dass der Hauptverdächtige Nummer so und so, nicht der Täter sein kann, da man bei einem Roman auch anhand der noch vorhandenen Seiten erahnt, dass der Plot noch folgt. Ernüchtert stellt der Leser fest, dass die Überführung des Täters keine Überraschung darstellt, nach all den anderen durchgedrehten und „speziellen“ Hauptverdächtigen. Er muss es ja sein, da er der Einzige ist, der noch in Frage kommt. Man könnte das Buch nun getrost zur Seite legen, da alles eindeutig auf den Täter weist und Verhaftungen in der Regel erfolgreich enden. Doch das wäre ein Fehler. Am Ende des Buches schafft es Nesbø noch einmal gekonnt, die Spannungskurve steil nach oben zu treiben auch wenn einen das Gefühl beschleicht, dass Jo Nesbø zu viele Hollywoodfilme a la Roland Emmerich gesehen hat. Das Ende ist überzogen und fern jeder Realität. Aber schon allein deshalb lohnt es sich, dass Buch bis zum Ende zu lesen.

Jo Nesbø wurde 1960 in Oslo geboren und ist Ökonom, Schriftsteller und Musiker. Er zählt zu den erfolgreichsten Autoren Norwegens und erlangte längst auch internationalen Ruhm. Hauptperson in seinen bisherigen Kriminalromanen ist der alkoholkranke, alleinstehende Hauptkommissar Harry Hole. Bereits erschienen sind: Der Fledermausmann, Kakerlaken, Rothkehlchen, Die Fährte, Das fünfte Zeichen, Der Erlöser, Schneemann, Leopard, Headhunter. 1997 erhielt er für sein Debütroman Flaggermusmannen (dt. Der Fledermausmann)den Preis für den besten Krimi des Jahres. Sein Roman Rotkehlchen brachte ihm 2000 den norwegischen Buchhandelspreis ein und wurde 2004 zum besten norwegischen Krimi aller Zeiten  gewählt. Seine Kriminalromane um Harry Hole werden in dreißig Sprachen übersetzt. 

Die besten Grüße
euer Fräulein S.

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Hergehört!

Liebe Leser, liebe LesBar-Hörer, liebe Freunde!

Etwas lang hat es gedauert, aber nun ist es so weit. Jetzt könnt ihr euch nach Lust und Laune die erste Sendung vom 03.10.2010 anhören. Wenn ihr wollt - täglich ;).

Ein großes Dankeschön geht noch einmal an den Technik-Partick, der mir immer wieder aus der Patsche hilft.

Und nun... viel Spaß!


Folgt dem Link ...




Die besten Grüße
euer Fräulein S.


Donnerstag, 23. September 2010

"Vorhersage"

Liebe Leser und "LesBar"-Hörer,

hier vorab und nur für euch die Bekanntgabe der nächsten Themen und Lesungen. Freut euch und seid gespannt auf eine Vielzahl neuer Bücher, die da wären...


"Erri De Lucas Bücher sind von der Zartheit einer Vogelfeder und haben das mineralistische Funkeln von Granit."
André Clavel, LÉxpress
"Erri De Luca ist der beste Autor des Jahrzehnts"

Corriere della Sera




Harry Hole ermittelt wieder...
                                  













Es dauert nur eine Sekunde, sie zu entführen, sie für immer aus ihrem Leben zu reissen.









Leonie Swann wird aus ihrem neuen Buch lesen und mir in einem Interview Rede und Antwort stehen.

Die besten Grüße
euer Fräulein S.
                                     

Sonntag, 19. September 2010

Ich bin o.k. - Du bist o.k.

Diese Lebenseinstellung akzeptiert gleichermaßen den eigenen Wert und den Wert anderer Menschen. Für Thomas A. Harris stellt er  den persönlichen Grundsatz des Wollens und Handelns dar. Bärbel Wardetzki analysiert in ihrem Buch "Eitle Liebe" Menschen und deren Beziehungen, die genau eben das nicht tun können. 

Am 16.09.2010 stattete Frau Dr. Wardetzki Leipzig einen kurzen Besuch ab und sprach über ihr Buch. Die "Lesung" versetzte mich gedanklich in eine vergangene Zeit und rief in mir das Bild  theorie- und 
praxiserfahrener Professoren und überfüllter Vorlesungssäle hervor. Der Charakter des Abends war identisch, das Setting zum Glück nicht. Frau Dr. Wardetzki kam ziemlich pünktlich ;-) und legte ohne Umschweife und Ausschmückungen gleich drauf los. Womöglich war die Ursache dafür, in ihrer Profession und/oder einzelner, unbesetzer Stühle zu finden. 


Kees van Dongens Bild "Tango or The Tango of the Archangel" beschreibt ihrer Meinung nach sehr genau die Dynamik narzisstischer Beziehungen. Und deshalb findet es auch seinen Platz als Cover auf ihrem Buch. Es zeigt visuell, wie sich Partner in narzisstischen Beziehungen erleben. Sie liegen sich in den Armen, sind sich körperlich nah, aber sehen sich nicht. Die Beziehung dient in erster Linie der Selbstdarstellung. "Narzisstische Liebesbeziehungen sind wie ein Feuerwerk, das, wenn es abgebrannt ist, "dicke" Luft und Brandgeruch hinterlässt" (Wardetzki, 2010, S.11).


Wo ein Narzisst ist, ist auch immer ein Komplementärnarzisst. Der Partner ist Funktionsträger, keine Person mit eigenen Interessen. Da, wo ein Narzisst nur sich selbst bewundern lassen will, will der Komplementärnarzisst sich ganz für einen anderen aufgeben. Da treffen zwei (in der Kindheit) verwundete Menschen aufeinander und suchen im Gegenüber die Rettung. Ohne professionelle Hilfe hoffnungslos! Haben wir in der Kindheit nicht gelernt Konflikte in adäquater Form zu lösen, wird die Erlösung in der Partnerschaft gesucht, in der man sich aber wieder in denselben Schwierigkeiten wieder findet. 
Die Lösung klingt so einfach, lässt sich aber nur mit professioneller Hilfe umsetzen. Lernt euch selbst kennen und lieben. Ja, wir sind alle liebenswerte Menschen und unseren Selbstwert definieren wir alleine und lassen uns nicht durch andere aufwerten.  
In diesem Sinne wünsche ich euch allen viele schöne Beziehungen.

Die besten Grüße
Euer Fräulein S. 

Das Haus des Buches (ver)führte.

Wer sich schon immer Mal gefragt hat, wie Deutsch-Englische / Englisch-Deutsche Sprachbarrieren in einer Lesung überbrückt werden können, findet hier eine Antwort.

Bekannt durch sein breit gefächertes und anspruchsvolles Programmangebot, lud das Haus des Buches am Dienstag, den 14.09.2010 zu einem Lese- und Gesprächsabend mit Joshua Ferris, Jörg Schüttauf und Dr. Dietmar Böhnke ein. 

Dr. Dietmar Böhnke vom Institut für Anglistik führt gekonnt durch das Programm, lässt Josha Ferris und Jörg Schüttauf für sich und das Publikum aus dem Buch "The Unnamed"/"Ins Freie" lesen und  fungiert als Kommunikationsmittler. Eine kleine Kostprobe:



Joshua Ferris hat, an diesem Abend nicht wirklich viel zu tun. Nach den einführenden Worten Dr. Böhnkes, liest er kurz aus dem Original "The Unnamed". Danach wartet er auf seine "Einsätze". Während Jörg Schüttauf viel und umfassend aus der übersetzten Fassung "Ins Freie" liest, wirkt der Amerikaner verloren. Es liegt auf der Hand, dass Herr Ferris der deutschen Sprache nicht mächtig ist und keine Ahnung hat, welche Textpassagen gerade vorgetragen werden. Unbeholfen vergleicht er die neben ihm liegende aufgeschlagene deutsche Buchseite (Dr. Böhnke liest beflissen und still die gehörten Worte Jörg Schüttaufs mit) mit seinen englischen Originalbuchseiten. Fündig wird er natürlich nicht, da das englische Original "The Unnamed" bereits im Taschenbuchformat erhältlich ist. Der Rede- und Sprechanteil verteilt sich an diesem Abend prozentual folgendermaßen: Jörg Schüttauf: 60%, Dr. Dietmar Böhnke: 25%, Joshua Ferris: 15%. Nichtsdestotrotz, wird das Publikum an diesem Abend gut unterhalten und erfährt einige interessante Dinge über das Buch und Joshua Ferris. Denn Jörg Schüttauf muss nicht die ganze Zeit von seinen kopierten Buchseiten lesen, sondern darf sich auch mal entspannt zurücklehnen. Immer dann, wenn Herr Dr. Böhnke den großen Autor um symbolische Interpretationen bittet, die für Herrn Ferris leider überhaupt keinen symbolischen Charakter darstellen :-p. Doch zunächst einmal eine kurze Lesesequenz unseres ehemaligen Tatortkommissars:

Bis auf 2-3 Patzer insgesamt gut vorgetragen, auch wenn Herr Schüttauf anderer Meinung ist. Aber dazu am Ende mehr und jetzt kurz etwas zum Buch.

Tim Farnsworth müsste eigentlich ein sehr glücklicher Mensch sein. Er hat scheinbar alles, was man zum Leben braucht. Er ist ein erfolgreicher Anwalt und wird von seinen Partnern, Kollegen und Klienten geachtet und geschätzt. Das Geld fließt illusorisch-endlos per Förderband aufs private Bankkonto und seine Familie gibt ihm außerhalb der Kanzlei Halt. Wenn da nicht ein Mysterium die Sache trügen würde. Nämlich der unbe- und unergründbare Drang, laufen zu müssen. In immer kürzer werdenden Abständen überfällt ihn der Zwang, ins Freie zu laufen. Er läuft nicht mal eben bis zum Supermarkt und zurück - nein  - Tim läuft so lange, bis ihn seine Beine nicht mehr tragen können und sein Körper versagt. Er läuft, ohne Ziel, aufs Geratewohl. Tim Farnsworth ist krank. Oder auch nicht? Es gibt keinerlei medizinische Anhaltspunkte dafür, dass sein Zustand überhaupt so etwas wie einen "Krankheitswert" besitzt. Der Tatbestand, dass sein Bewegungsdrang weder physischer noch psychischer Natur ist und Spezialisten aller Fachgebiete jegliche Indikatoren für eine Diagnose fehlt, wirft Tim Farnsworth zurück und greift ihn an. Mit einer Diagnose, welcher Art auch immer, ist man in der Gesellschaft aufgehoben und hat eine Daseinsberechtigung.
Wie Tim Farnsworth mit diesem "Unnamed" umgeht, sich damit auseinandersetzt, es zulässt und welche Folgen es letztendlich auf alle existenziellen Bereiche seines Lebens ausübt, beschreibt Joshua Ferris eindrucksvoll auf 350 Seiten. "Ins Freie" ist nicht nur ein Gesellschaftsroman, sondern auch als Beziehungsstory zu verstehen. Die Beziehungsbeschreibung zwischen Tim und Jane, wie sie mit den guten und den schlechten Tagen umgehen und mit ihrem Eheschwur hardern.
  
Joshua Ferris sagt, dass sich in seinem Buch sehr viele persönliche Bezüge zu seinem eigenen Leben wiederfinden.
Zum Beispiel das Unverständnis für die Existenz und Lebensweise von Bienen, das Wetter und der Umgang mit dem Eheschwur bzw. dem Thema Heirat. Joshua Ferris versteht bis heute nicht, warum es regnet und hat erst nach 13 Jahren Beziehung und tiefgründigen Überlegungen den Eheschwur gegenüber seiner Frau ausgesprochen.













Und zu guter Letzt noch die Jörg Schüttauf-Anekdote. Ich treffe ihn nach der Lesung an der Straßenbahnhaltestelle und wir fahren gemeinsam ein Stück mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Herr Schüttauf ist insgesamt sehr unzufrieden mit sich und dem Abend. Zu viele "Patzer", das macht ihn mürrisch. Auch meine Beschwichtigungen, dass es ein gelungener Abend gewesen sei, nützen nichts. Er ist und bleibt unzufrieden mit seiner Leseleistung. Er räumt ein, sich vielleicht nicht genügend vorbereitet zu haben und und und... . Eine übereinstimmende Meinung haben wir zum Buch (auch wenn Herr Schüttauf es noch nicht zu Ende gelesen hat). Es ist schonungslos offen und ehrlich zugleich. Unsere Wege trennen sich am Hauptbahnhof. Und während ich Herrn Schüttauf und Tim Farnworth gedanklich noch so nachhänge, meine ich, hauchdünne Parallelen erkennen zu können. Jörg Schüttauf, einer der wenigen "Hände hoch, Waffe weg, wo waren sie am Donnerstag"-Kommissare, der sich freiwillig vom Tatortfernsehen verabschiedet hat - er muss womöglich ins Freie.

Die besten Grüße
Euer Fräulein S.

Dienstag, 14. September 2010

Auf der Spur des Bösen

Axel Petermann, der Bremer Kriminal-kommissar und Tatortanalytiker der seit mehr als 30 Jahren bei der Kriminalpolizei in über 1000 Fällen ermittelt, stand am 13.09.2010 in der Lehmanns-Buchhandlung zahlreichen (überwiegend älteren, weiblichen )Krimifans und interessierten Lesern Rede und Antwort.

Als Axel Petermann 1970 zur Bereitschaftspolizei ging, bestand sein Anliegen vordergründig darin, keinen Wehrdienst ableisten zu müssen - denn als Polizist war man davon befreit. Zurückblickend bereut er seine Entscheidung nicht, eine Laufbahn als Mordermittler und Fallanalytiker eingeschlagen zu haben.

Peter Axelmann wirkt in seinem Auftreten dezent und sachlich korrekt. Ein syphatischer Kriminalbeamter, dem man sich auf dem ersten Blick womöglich in Verhören gerne hingibt, sich öffnet, sein Herz ausschüttet und letztendlich gesteht. Ein Typ, der einen das unmissverständliche Gefühl vermittelt, ich bin für dich da, egal welchen grauenhaften, gespenstigen Tatort du uns hinterlassen hast.

Axel Petermann, ermöglicht uns Lesern einen kleinen, schaurigen Einblick in die Polizeiarbeit. 5 Fälle, von Anfang bis Ende genaustens beschrieben - Leichenfund, Zeugenberichte, Analysen, Verhöre. Der Leser ist dabei, wenn die Leiche entdeckt wird,untersucht den Tatort und sammelt Beweismaterial. Bei der Zeugenbefragung hört(liest) man zu. Axel Petermann kommentiert all seine Schritte und Überlegungen. Der Leser ist Axel Petermanns Schatten, er ist bei allen Ermittlungarbeiten dabei. 

Es ist nicht ausgeschlossen, dass der eine oder andere Leser kurzzeitig an seine persönliche "Schmerzgrenze" gelangt und das Buch für eine Weile beiseite legt. Es ist keine Lektüre für alle Tageszeiten und Orte. Wer dieses Buch liest, der möchte es lesen. Möchte etwas über Polizeiarbeit und Ermittlungen erfahren und dem Täter auf der Spur sein, etwas über seine Denkmuster und Hintergründe, das Motiv erfahren. 

Ein kleiner Auszug: 

"Die kleine grauhaarige Frau wirkt zerbrechlich und wiegt 45 Kilo. Bluse und Kittel, beide weiß, sind zugeknöpft, jedoch zum Teil aufgerissen.Zwei abgerissene Knöpfe liegen neben der Leiche. Die Vorderseite des Rocks und der linke Ärmel des Pullovers sind fleckig, möglicherweise Wischspuren von inzwischen getrocknetem Sperma. Die Beine bis zu den Knien mit festen Bandagen umwickelt und angebeugt, dabei lehnen die gespreizten Oberschenkel an einer auf die Seite gedrehten Bierkiste. Der Kopf liegt in einem umgekippten Pappkarton mit alten Brötchen. Die rechte Augenbraue ist aufgeplatzt. Augen und Mund der Toten sind geöffnet. Aus einem eingerissenen Mundwinkel verläuft eine dezente Blutspur am Kinn entlang. Im Oberkiefer haftet eine Prothese, während die Unterkieferprothese neben der Bierkiste auf dem Boden liegt. Der Hals zeigt unter einem verknoteten Geschirrtuch Kratzspuren, Würgemale und eine breite Drosselmarke. Der vom Arzt geöffnete Spanngurt befindet sich im Nacken unterhalb des Kopfes von Wilhelmine Heuer. Ihr Genitalbereich ist entblößt, der Schlüpfer zerrissen und zusammen mit der Strumpfhose bis zu den Knien heruntergezogen. Unter ihrem Becken hat sich eine kleine Blutlache gebildet."   

Axel Petermann liest in 2 Stunden Ausschnitte aus 2 Kapitel und mischt gelesene Worte mit persönlichen Berufsanekdoten. Bereitwillige beantwortet er zwischendurch und im Anschluss Publikumsfragen. Überraschend und für mich sehr amüsant: Axel Petermann liest furchtbar gerne skandinavische Kriminalromane.

 

Axel Petermann: Auf der Spur des Bösen. Ullstein Buchverlag GmbH, Berlin 2010. Taschenbuch,300 Seiten, Euro: 8,95.

 

 

 

 

 

 

Die besten Grüßen

euer Fräulein S.


 

Herzlich Willkommen - und lasst uns singen...

Die Bewohner der Sesamstraße haben es uns vorgemacht.


Fragen über Fragen und eine Antwort in Sicht: 

 

Herzlich Willkommen, Fräulein S.  mein Name. Natürlich ist dies nicht mein wirklicher Rufname, doch belassen wir es dabei, dass ich auf dieser Seite und im Radio euer Fräulein S. bin.  

 

Diese Seite hat eine Funktion (hört, hört)! Vielleicht werden es am Ende auch viele, viele mehr und wir sprechen von Multifunktionalität. Doch alles der Reihe nach. Am Anfang standen und stehen noch immer mein großes Interesse an Literatur und Radio Blau

Wohin mit all den/dem Eindrücken, Erkenntnissen, Erlebten? Die Sendezeit ist begrenzt und die Zeiger der Uhr laufen unermüdlich, erbarmungslos ihre Runden ab. Teile 60 Minuten durch 3 ehe du 5 Musiktitel abziehst. Da bleibt nicht viel. Das, was nicht gesagt werden kann und seinen Platz nicht im Radio findet, seht ihr ab heute hier. Hier auf der "Lesefräulein"-Seite. 

Lesungen, Büchervorstellungen/Rezensionen, Meinungen, Eindrücke, Interviews und auch selbst geschriebene Texte/Kurzgeschichten finden hier ihren Platz, um euch zu informieren, euch die Zeit zu vertreiben, euch zu amüsieren oder auch einfach nur, um da zu sein.

Ich wünsche euch viel Spaß und schaltet zur Abwechslung auch mal das Radio ein. 2x im Monat sonntags von 13:00 - 14:00 Uhr, wenn es wieder heißt."Herzlich Willkommen zur "LesBar"".


Die besten Grüße

euer Fräulein S.