Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich mich zu wenig mit meiner Lebensmittel-Umwelt beschäftige. Es gibt tatsächlich Menschen die das Verhalten von Waffeln studieren. In diesem Fall die Standhaftigkeit.
Da sich nicht alle Waffeln gleichen, haben wir hier noch ein anderes Exemplar einer unerschütterlichen Waffel...
Die al dente Sendung hat einen neuen Sendeplatz. Ab April wird sonntags (14tägig) in der Zeit von 17:00 - 18:00 Uhr das etwas andere Literaturmagazin über den Äther geschickt.
Los geht´s am 13.04.2014 und dann 14tägig.
Diesmal im Programm:
1. Ein mehrstrophiges erzählendes Gedicht, das mittelalterlich-märchenhafte, zeitgenössische Stoffe aufgreift und sich durch die Hinführung der Handlung zu einem pointierten Schluss auszeichnet .
2. Ein Hörstück aus 1001 Nacht.
3. Die Rubrik: Verfilmte Romane. Ganz aktuell mit der Bücherdiebin.
Der Hundertjährige der aus dem Fenster sieg und verschwand
Jonas Jonasson
In den 1970er-Jahren dachte man, dass Alterungsprozesse und das
erreichbare Lebensalter im Wesentlichen genetisch festgelegt sind. Ob man lange
rüstig und aktiv sein kann oder schnell degeneriert, wäre demnach eine Frage
der Gene – und damit Schicksal. Diese Ansicht hat sich deutlich verändert.
Heute gehen die Wissenschaftler davon aus, dass sich nur rund 30 Prozent des
Alterungsprozesses auf genetische Faktoren zurückführen lassen. 70 Prozent
werden indes durch unsere Lebensweise beeinflusst. Dazu passt die Beobachtung
von der japanischen Insel Okinawa. Dort werden die Menschen so alt wie sonst
nirgendwo auf der Welt. Man hat festgestellt, dass die Menschen auf Okinawa von
Kindesbeinen an lernen, sich niemals zu überessen. Es bleiben immer rund 30
Prozent des Magens ungefüllt. Die Art der Ernährung scheint also ein
wesentlicher Aspekt dieses Älterwerdens zu sein. Entscheidend ist aber die
Botschaft: Es liegt durch unsere Lebensweise zum größten Teil in unserer
eigenen Hand, wie wir älter werden.
Fünf Dinge sind wirklich essenziell für ein langes und gesundes Leben:
Ernährung, Bewegung, Regeneration,
Entgiftung sowie insbesondere Stressmanagement und Lebensfreude.
Da hat Allen Karlsson anscheinend alles richtig gemacht.
Allan Karlsson ist die Hauptperson in Jonas Jonasson`s Roman „Der
Hundertjährige der aus dem Fenster stieg und verschwand“. Allen Karlsson blickt
auf ein sehr ereignisreiches Leben zurück. Er ist weit herum gekommen in der
Welt, hat, obwohl gar nicht an Politik interessiert, einige wichtige politische
Persönlichkeiten getroffen. Doch jetzt soll er seinen 100. Geburtstag im
Altersheim verbringen, wo allerlei merkwürdige Verbote gelten. Da Allan sich
allerdings sowohl körperlich als auch geistig noch recht fit und gar keine Lust
auf die Geburtstagsparty hat, steigt er kurzerhand aus seinem Fenster und macht
sich auf den Weg zu Bahnhof. Dort stielt er einem jungen Mann seinen Koffer, der ganz zufällig keine
Wechselkleidung, sondern 50 Millionen illegales Geld, enthält. Mit seinen neu gewonnen Freunden stürzt Allan sich in ein Abenteuer.
Der Roman spielt in der Gegenwart, springt jedoch immer wieder in die
Vergangenheit zurück und schildert chronologisch Allans bisheriges Leben.
Allen Karlsson der Jahrhundertzeugen, der wider Willen in sämtliche
wichtigen politischen Ereignisse verwickelt wird und es dennoch schafft, sich
aus allem herauszuhalten, kann vielen gewissenhaft rezensierten Werken der
Gegenwartsliteratur das Wasser reichen - oder besser: den Wodka.
Denn wie man es bei einem so durch und durch schwedischen Epos
erwarten darf, wird hier ordentlich getrunken und gern darüber geredet. Vor
Leuten, die nicht trinken, solle er sich in Acht nehmen, hat der Romanheld
Allan Karlsson von seinem Vater gelernt, der in Russland vom Sozialisten zum Zarenverehrer
mutierte und bei der Verteidigung seines zehn Quadratmeter großen, zur
"unabhängigen Republik" erklärten Privatgrundstücks von Lenins
Soldaten erschossen wurde. Dieser Lebenslauf en miniature bildet das Prinzip
der gesamten Erzählung ab: Ideologien werden als lächerliche Konstrukte
entlarvt, und die Tragik des kleinen Mannes wird mit der Komik des
weltpolitischen Geschehens verflochten. Als Lebensmotto taugt, wie sich
herausstellt, einzig der Satz, den Allans Mutter sprach, als sie vom Tod ihres
Gatten erfuhr: "Es ist, wie es ist, und es kommt, wie es kommt." Das
heißt freilich nicht, dass das, was ist und was kommt, keinen Spaß machen darf.
Der Schreibstil des Romans ist sehr locker gehalten und mit Witz
geschrieben. Während des Lesens musste ich viel lachen und schmunzeln. Die
Mischung aus Gegenwart und Vergangenheit finde ich sehr passend. Somit bekommt
man einen Überblick über wichtige Krisen der letzten hundert Jahre, die
allerdings übertrieben dargestellt sind.
Ein gelungenes Buch.
Der Hundertjährige der aus dem
Fenster stieg und verschwand, Jonas Jonasson, 416 Seiten, carl's books- Verlag,
ISBN-10: 3570585018
Ein Thema das in unserer westlichen Kultur angstbesetzt ist. Der Tod.
Irgendwann stellt jedoch jedes Kind die Frage nach dem Tod. Ganz
unbefangen. Ebenso wie Kinder das Leben neugierig entdecken, stoßen sie auf das
Sterben und erwarten und benötigen ehrliche Antworten. Alle Eltern wissen das
und haben selten eine unbefangene Antwort parat. Dass es nicht immer leicht
ist, sich diesen Fragen in einem Bereich, der uns selbst verunsichert und an
Grenzen stoßen lässt, zu stellen, ist verständlich. Um Kinder mit ihren Fragen
und ihrer Trauer jedoch nicht allein zu lassen, ist es umso wichtiger, auf
diese einzugehen, Gefühle (mit-)zuteilen und zu begleiten.
In Wolf Erlbruchs "Ente, Tod und Tulpe" ist der Tod ein
leichtfüßiger Begleiter, schon immer da, man merkt's nur nicht und eine
hervorragende Lektüre, um sich dem Thema anzunähern. Wolf Erlbruch erzählt eine
Geschichte vom Sterben, die für Kinder und Erwachsene je eigene Rezeptionsmöglichkeiten
bereithält. Es wird eine einfache, auf zwei Figuren reduzierte Geschichte
erzählt.
Eines Tages merkt die Ente, dass sie nicht allein ist: der Tod ist bei
ihr. Er folgt ihr auf Schritt und Tritt, er behauptet sogar, schon ihr ganzes
Leben bei ihr zu sein. Die Ente bekommt gehörigen Schreck. Aber dann spricht
sie mit dem Tod, er erklärt ihr, wer er ist, und es stellt sich heraus:
eigentlich ist er ganz nett. Er kommt auch nicht, um sie tot zu machen, denn
„dafür sorgt schon das Leben“. Die beiden tun zusammen Entendinge, sie
schwimmen, wärmen sich nachts und unterhalten sich darüber, wie die Ente sich
das Totsein vorstellt. Und sie machen noch etwas Aufregendes. Und schließlich
endet es, wie es enden muss, wenn der Tod einen schon eine Weile begleitet.
Aber irgendwie ist das nicht mehr so schlimm.
Das Buch gibt keine Antworten und stellt keine Behauptungen auf, es
folgt keiner Religion und fabuliert nicht irgendwelche Tröstlichkeiten herbei.
Wir wissen hinterher immer noch nicht, ob die Ente in einen Entenhimmel kommt
oder was mit ihr passiert. Aber der Tod ist der Ente zu einem Freund geworden,
er ist die ganze Zeit bei ihr, er begleitet sie, spricht mit ihr, er hat sogar
Humor, und am Ende schenkt er ihr seine Tulpe – die außer im Titel übrigens
ausschließlich auf einigen Bildern auftaucht. Im Text wird sie kein einziges
Mal erwähnt. Und die Bilder von Wolf Erlbruch sind mal wieder, wie die Bilder
von Wolf Erlbruch eben sind: schlicht und wunderschön und irgendwie berührend.
Für Kinder werden die Ente und der Tod Freunde, die sich über das
Sterben unterhalten und sich umeinander kümmern. Werden Kinder die bildliche
Darstellung des Todes merkwürdig finden? Vermutlich nicht, denn der Tod ist
kein Sensenmann, keine gruselige Kapuzengestalt. Der Tod, ein freundlicher
Schädel, trägt einen hochgeschlossenen beige-karierten Mantel, der fast ein
wenig an einen Schlafrock erinnert, und ein Paar dunkle Pantoffeln und
Handschuhe. Außerdem hat er stets eine schwarze Tulpe dabei.
Kinder werden fragen, weil sie möglicherweise Sätze wörtlich nehmen:
kann der Tod schleichen? Wieso hat die Ente ihn nicht gesehen, wenn er immer da
war? Erwachsene verstehen die Bilder, die Erlbruch gefunden hat: der Tod ist
nicht größer als die Ente, er passt zu ihr, er ist ihr Tod. Erwachsene die sich
immer öfter bei Beerdigungen treffen, wissen plötzlich, das der Tod ihnen näher
rückt, und auch für die nicht fassbare Vorstellung, dass die Welt für uns nur
da ist, weil wir da sind, gibt es ein Bild: als die Ente ihren Teich von oben
sieht, wird ihr ganz komisch, so ist er also, der Teich ohne Ente, einsam. Wenn
die Ente zum Schluss den Tod bittet, sie zu wärmen, ihren Tod annimmt, lässt
uns das innehalten – und dann blättert man von vorn.
Großartig, wie Erlbruch mit minimalen Änderungen in der Haltung und
Mimik der Ente ihre Stimmungen sichtbar macht, fröhlich, nachdenklich,
schnattrig, verwirrt. Toll die Konzentration auf Ente und Tod. Ein sehr
gelungenes Buch.
Zum Autor:
Wolf Erlbruch, geboren 1948, studierte Grafik-Design und war als
Illustrator in der Werbebranche tätig, bevor er Ende der 80er Jahre begann,
Kinderbücher zu schreiben und zu illustrieren. Er ist Professor an der
Bergischen Universität Wuppertal. Neben zahlreichen Auszeichnungen erhielt Wolf
Erlbruch 2003 den Gutenbergpreis der Stadt Leipzig für sein Gesamtwerk und den
Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises. Im Peter Hammer Verlag
erschienen u.a.: „Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf
gemacht hat“
Ente, Tod und Tulpe, im Kunstmann Verlag 2010 erschienen.
Wie kommen gefühlte 5000 Bücher (wahrhaftig nur über 1000) von A nach B? Am besten in IKEA-Tüten. Solltet ihr auch irgendwann einmal mit euren vielen Büchern umziehen, dann empfehlen wir (ich und die Umzugshelfer) euch - die Bücher nicht in Kartons zu schichten, sondern in IKEA Tüten zu investieren. Die tragen sich besser und sind Umzugshelferschonender. :)