Donnerstag, 31. Januar 2013

Buch der Woche

Worte sind nicht meine Sprache
Aidan Chembers
 
Kann eine Geschichte, erzählt von einem 75-jährigen Mann, tatsächlich ein junges Publikum begeistern? Ja, kann sie.  Die zwei Protagonisten im Roman Worte sind nicht meine Sprache sind der 18-jährige Karl und ein namenloser 75-jähriger Autor. Karl erhält von seiner literaturbegeisterten Freundin einen Fragekatalog, den er schriftlich beantworten soll. Seine Freundin verspricht sich davon, in Karls Gefühlswelt einzutauchen und ihn dadurch besser zu verstehen. Das Dilemma in dem sich der 18-jährige befindet zeichnet sich folgendermaßen ab: Karl ist schon lange raus aus der Schule und Legastheniker. Die Beantwortung der Fragen geht über seine Möglichkeiten hinaus. Doch die Liebe zu Fiorella und ihre Forderung, veranlasst ihn zu ungewöhnlichen Mitteln. Denn: ungewöhnliche Situationen erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. Karl sucht Fiorellas Lieblingsautor auf und bittet ihn, ihm bei der Beantwortung der Fragen zu helfen. Widerwillig stimmt der Autor zu und schrittweise entwickelt sich eine Symbiose, die die Überlebenschancen beider erhöht.
Sie helfen sich gegenseitig durch schwierige Zeiten.  Es liegen viele Lebensjahre zwischen Karl und dem Autor und doch sind sie sich charakterlich und in ihren Schicksalserlebnis so ähnlich, dass man annehmen könnte, dass Aidan Chambers der jungen Romanhauptfigur Karl die eigene Kopie von sich selbst, nur wesentlich älter und reicher an Erfahrung, an die Seite gestellt hat. Karls Vater starb vor 6 Jahren. Und die parallele zum Autor ist, das dessen Frau auch vor kurzem verstarb. Beide finden eine willkommene Erlösung von ihrem emotionalen Schmerz. Die Thematik Verlust ist der Kraftstoff der Geschichte und die schonungslos ehrlich Beschreibung von Liebe, Depression, Tod, Herzschmerz und Selbst-Entdeckung verknüpfen sich ähnlich eines bunten, gut gewebten Teppichs aufschlussreich und gefühlvoll ineinander.  
 
Der Clou an dem Roman Worte sind nicht meine Sprache ist die Tatsache, dass das was wir lesen die Entscheidung des Autor ist, über die Erfahrungen und die seltene Begegnung mit Karl zu schreiben. Ein Strom der Dialoge – hin und her, her und hin –werden als stilistisches Mittel im Buch eingesetzt und verwendet und sind in ihrer Präsenz und Art stark und für mich neuartig. Zu empfehlen ist Worte sind nicht meine Stärke eher für älter Jugendliche, auf Grund der einzigartigen Erzählperspektive. Letztendlich gewinnt die Geschichte, erzählt aus Sicht eines 75-jährigen, an Tragweite,  verzerrt bzw. komprimiert aber zugleich die Gruppe von Lesern.
 
Zum Autor:
Aidan Chambers wurde 1934 in Nordengland geboren. Er hat viele Jahre als Lehrer gearbeitet und  sammelte während seiner Berufsjahre viele Kenntnisse über Sprache und Probleme junger Leute, die er in seinen Büchern wieder gibt. Zu seinen berühmtesten Büchern gehören Tanz auf meinem Grab, Die Brücke, Taggespenster, Nachtgespenster und das Kinderbuch Wer stoppt Melanie Prosser?. Sein Buch Die Brücke kam 1995 auf die Auswahlliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis.
 



 
Worte sind nicht meine Sprache, Originaltitel: Dying to Kow You, Knesebeck-Verlag, Hardcover: 304 Seiten, 16,95 Euro, Erscheinungstermin: 19.02.2013, ISBN 3-86873-507-0

 

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