Worte sind nicht meine Sprache
Aidan Chembers
Kann eine Geschichte, erzählt von einem 75-jährigen Mann, tatsächlich
ein junges Publikum begeistern? Ja, kann sie. Die zwei Protagonisten im Roman Worte sind nicht meine Sprache sind der
18-jährige Karl und ein namenloser 75-jähriger Autor. Karl erhält von seiner
literaturbegeisterten Freundin einen Fragekatalog, den er schriftlich
beantworten soll. Seine Freundin verspricht sich davon, in Karls Gefühlswelt
einzutauchen und ihn dadurch besser zu verstehen. Das Dilemma in dem sich der
18-jährige befindet zeichnet sich folgendermaßen ab: Karl ist schon lange raus
aus der Schule und Legastheniker. Die Beantwortung der Fragen geht über seine
Möglichkeiten hinaus. Doch die Liebe zu Fiorella und ihre Forderung, veranlasst
ihn zu ungewöhnlichen Mitteln. Denn: ungewöhnliche Situationen erfordern
ungewöhnliche Maßnahmen. Karl sucht Fiorellas Lieblingsautor auf und bittet
ihn, ihm bei der Beantwortung der Fragen zu helfen. Widerwillig stimmt der
Autor zu und schrittweise entwickelt sich eine Symbiose, die die
Überlebenschancen beider erhöht.
Sie helfen sich gegenseitig durch schwierige Zeiten. Es liegen viele Lebensjahre zwischen Karl und
dem Autor und doch sind sie sich charakterlich und in ihren Schicksalserlebnis
so ähnlich, dass man annehmen könnte, dass Aidan Chambers der jungen
Romanhauptfigur Karl die eigene Kopie von sich selbst, nur wesentlich älter und
reicher an Erfahrung, an die Seite gestellt hat. Karls Vater starb vor 6 Jahren.
Und die parallele zum Autor ist, das dessen Frau auch vor kurzem verstarb.
Beide finden eine willkommene Erlösung von ihrem emotionalen Schmerz. Die Thematik Verlust ist der Kraftstoff der Geschichte und die
schonungslos ehrlich Beschreibung von Liebe, Depression, Tod, Herzschmerz und
Selbst-Entdeckung verknüpfen sich ähnlich eines bunten, gut gewebten Teppichs
aufschlussreich und gefühlvoll ineinander.
Der Clou an dem Roman Worte sind
nicht meine Sprache ist die Tatsache, dass das was wir lesen die Entscheidung
des Autor ist, über die Erfahrungen und die seltene Begegnung mit Karl zu schreiben.
Ein Strom der Dialoge – hin und her, her und hin –werden als stilistisches
Mittel im Buch eingesetzt und verwendet und sind in ihrer Präsenz und Art stark
und für mich neuartig. Zu empfehlen ist Worte sind
nicht meine Stärke eher für älter Jugendliche, auf Grund der einzigartigen
Erzählperspektive. Letztendlich gewinnt die Geschichte, erzählt aus Sicht eines
75-jährigen, an Tragweite, verzerrt bzw.
komprimiert aber zugleich die Gruppe von Lesern.
Zum Autor:
Aidan Chambers wurde 1934 in Nordengland geboren. Er hat viele Jahre
als Lehrer gearbeitet und sammelte
während seiner Berufsjahre viele Kenntnisse über Sprache und Probleme junger
Leute, die er in seinen Büchern wieder gibt. Zu seinen berühmtesten Büchern
gehören Tanz auf meinem Grab, Die Brücke, Taggespenster, Nachtgespenster und
das Kinderbuch Wer stoppt Melanie Prosser?. Sein Buch Die Brücke kam 1995 auf
die Auswahlliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis.
Worte sind nicht meine Sprache, Originaltitel: Dying to Kow You, Knesebeck-Verlag, Hardcover: 304 Seiten, 16,95 Euro, Erscheinungstermin: 19.02.2013, ISBN 3-86873-507-0
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